Gottesdienst zum Jubiläum der Domorgel
Beim Kapitelsamt am Sonntag, 14. September, im Eichstätter Dom steht die musikalische Gestaltung im Zeichen des Deutschen Orgeltags und des fünfzigjährigen Jubiläums der Domorgel. Domorganist Martin Bernreuther wird zu diesem Anlass besondere Orgelliteratur von Johann Sebastian Bach, Enrico Bossi, Charles Gounod und Georg Friedrich Händel spielen sowie Kantoren- und Gemeindegesänge begleiten.
Der Deutsche Orgeltag findet in diesem Jahr zum fünfzehnten Mal statt und würdigt die „Königin der Instrumente“, die als immaterielles Kulturerbe von der UNESCO anerkannt ist. In besonderer Weise gilt dies auch für die Eichstätter Domorgel, die in diesem Jahr ihr fünfzigjähriges Jubiläum feiert.
Mit rund 5.000 Pfeifen und 68 Registern ist die Domorgel die zweitgrößte Orgel des Bistums Eichstätt nach der Orgel im Ingolstädter Liebfrauenmünster. Erste Zeugnisse einer Orgel im Eichstätter Dom stammen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Im Jahr 1348, also rund 40 Jahre nach der mutmaßlichen Fertigstellung des Domes, bestellten Bischof und Domkapitel einen Domvikar zum Orgelspiel. Zur Jubiläumsfeier des Bistums Mitte des 18. Jahrhunderts wurde vermutlich erstmals eine Orgel im Willibaldchor errichtet. Es folgten weitere Versuche, die Bischofskirche mit einer geeigneten Orgel auszustatten. Manche Instrumente waren jedoch nur kurze Zeit in Gebrauch, da sie an den schwierigen Raum- und Akustikverhältnissen der Kathedrale scheiterten.
1941 begann die Planung einer großen Orgellösung nach dem Vorbild des Passauer Doms: Infolge des Krieges konnte der Plan jedoch nur teilweise umgesetzt werden. Im Zuge der umfassenden Domerneuerung in den Jahren 1971 bis 1975 entstand am ehemaligen Standort der Taufkapelle im südlichen Seitenschiff die neue Eichstätter Domorgel, gebaut von der Firma Sandtner aus Dillingen an der Donau. Die Prospektgestaltung mit den Schleierbrettern – dem „Gesicht“ der Orgel – geht auf die Kölner Bildhauer Elmar Hillebrand und Theo Heiermann zurück. „Die klangliche Konzeption und den Entwurf der Gesamtanlage der Orgel entwickelte der damalige Domkapellmeister Wolfram Menschick“, erklärt Martin Bernreuther. Die Kathedralorgel wurde in traditioneller Bauweise mit Schleifladen und vollmechanischer Spiel- und Registertraktur (später Doppeltraktur) erbaut. Ihre 68 Register (Reihen von jeweils 36 Pfeifen gleicher Klangfarbe und unterschiedlicher Tonhöhe) verteilen sich auf vier Manuale und Pedal und folgen in der Anordnung der Windladen dem klassischen Werkprinzip. „Dank ihrer klanglichen Vielfalt ermöglicht die Orgel die authentische Wiedergabe eines umfangreichen Repertoires aus verschiedenen Stilepochen“, so der Domorganist.
Von den rund 5.000 Pfeifen ist die größte 9,20 Meter lang, hat einen Durchmesser von 42 Zentimetern und wiegt 300 Kilogramm, während die kleinste nur einen Zentimeter misst. Eine Windmaschine, die pro Minute 52 Kubikmeter Druckluft erzeugt, speist die drei großen Blasbälge, welche die Orgel mit dem nötigen Wind versorgen. Das gesamte Instrument ist in einem Gehäuse aus Eiche untergebracht, das so konstruiert ist, dass es auch die Windladen mit den Pfeifen trägt. Dadurch entsteht eine enge Verbindung zwischen Klang- und Resonanzkörper, die zu optimalen Klangergebnissen führt. „Seit ihrer Erbauung erfüllt die Eichstätter Domorgel zuverlässig ihre Aufgabe in Liturgie und Konzert“, sagt Bernreuther. „Sie ist musikalischer Anziehungspunkt für das gesamte Bistum und gilt als Zeitzeugnis des klassischen Orgelbaus im späten 20. Jahrhundert.“ 2017 wurde die Domorgel zuletzt umfassend renoviert sowie nach Abschluss der Domsanierung im Jahr 2024 wieder gereinigt und neu gestimmt.
