Neuburg tanzt mit dem Tod

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    Am Ende fegt der Tod über eine Industriestadt hinweg, das Wort „Memento“ ermahnt den Betrachter, sich des Endes gewahr zu werden. Dieser Scherenschnitt aus dem „Totentanz“ von Josy Meidinger stammt aus dem Jahr 1929 und ist doch hoch aktuell. „Das ist eine Anspielung auf die erste Form der Umweltverschmutzung. Damit endet der Totentanz. Ich finde die Serie absolut sehenswert und würde mich sehr freuen, wenn sie möglichst viele Menschen im Original sehen würden!“ Monika Schierl, Leiterin des Neuburger Stadtarchivs und „Hüterin“ der Meidinger-Scherenschnitte ist die Begeisterung über die neue Sonderausstellung anzumerken – auch wenn das Thema „Der Tanz mit dem Tod“ doch todernst ist.

    Monika Schierl an der Vitrine mit den “Totentanz” Dias

    Andererseits: Wenn man sieht, wie der Tod hier zum letzten Tanz aufspielt, dann ist das fast schon ein vergnüglicher Anblick und die filigranen Scherenschnitte von Josy Meidinger sind in jedem Fall mehr als einen Anblick wert. Zudem gibt es noch eine Besonderheit: „Josy hat den Zyklus ursprünglich als Glas-Dia angefertigt. 1930 wurde der Totentanz als Lesung im Stadttheater Neuburg uraufgeführt”, erklärt Monika Schierl. Die 14 Glas-Dias wurden dabei in eine Laterna Magica eingesetzt und an die Wand projiziert. Die Dias und Scherenschnitte zum Totentanz bilden den Kern der Ausstellung, aber es gibt noch so viel mehr zu entdecken – vom historische Schwarzschnitt eines unbekannten Künstlers aus der Zeit um 1750 bis zum poppig-bunten Kunstwerk von James Rizzi.

    Die Künstlerin, die Kaiserin und Mayerling

    Josefine „Josy“ Meidinger wurde am 19. Dezember 1899 in Kloster Schäftlarn geboren. Die Familie zog 1909 nach Neuburg. Josy Meidinger studierte Kunst an der Königlichen Kunstgewerbeschule in München und wirkte seit 1920 als freischaffende Künstlerin in Neuburg. Ihre Scherenschnitte, aber auch Illustrationen und Zeichnungen fertigte sie für Verlage in London, Berlin, München, Innsbruck und Stuttgart an. 1931 ermöglichte ihr Kronprinz Rupprecht von Bayern unentgeltlich eine Wohnung mit Atelier im Neuburger Schloss zu beziehen. Als das Atelier 1945 zerstört wurde, zog sie 1946 in das Jagschloss Grünau. Von diesem Zeitpunkt an fertigte sie kaum noch Scherenschnitte an und verlegte sich auf Pastell- und Federzeichnungen. 1971 verstarb die Künstlerin. Ihr Ehrengrab ist auf dem Neuburger Friedhof zu finden.

    Einen kleinen Einblick in ihr Leben erlaubt das Josy Meidinger Haus. Im ersten Stock ist ein „Meidinger-Zimmer“ eingerichtet, das mit Mobiliar und Objekten aus dem Besitz der Künstlerin ausgestattet ist. Möbel und Bilder erhielt Josy Meidinger von Marie Gräfin von Larisch, einer Nichte und Sekretärin von Kaiserin Elisabeth („Sisi“). Zumindest ist dies so mündlich überliefert, heißt es in der Beschreibung des Zimmers durch das Museumsteam. Jene Gräfin von Larisch soll dem unglücklichen Kronprinzen Rudolf die heimlichen Treffen mit Mary Vetsera ermöglicht haben. Nach dem (Frei)Tod der beiden wurde die Gräfin als Mitwisserin vom Wiener Hof verbannt. 1924 wanderte sie in die USA aus (von wo sie später wieder zurück nach Bayer kam). Kurz vor ihrer Abreise soll sie einen Teil ihrer Besitztümer Josy Meidinger geschenkt haben. 1934 fertigte Josy Meidinger im Auftrag der Gräfin Larisch Scherenschnitt-Illustrationen zu Märchen und Gedichten von „Sisi“.

    Eine ehrenvolle Verpflichtung

    Der Nachlass der Künstlerin Josy Meidinger ist von ihrem Neffen Elmar Gernert verwaltet worden. Dessen Sammlung, die nicht nur die Meidinger-Werke umfasst, sondern auch moderne Scherenschnitte anderer Kunstschaffender und historische Scherenschnitte, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen, gelangte nach seinem Tod (er hatte sie dem Freistaat Bayern vermacht) nach Neuburg. Die Stadt baute das ehemalige Biohistoricum in der Amalienstraße zum Josy Meidinger Haus um. „Das ist für uns eine ehrenvolle Verpflichtung,“ erklärte Neuburgs zweiter Bürgermeister Johann Habermeyer bei der Eröffnung der Ausstellung „Der Tanz mit dem Tod“. „Es ist uns aufgetragen, diesen Scherenschnittschatz und weitere Schätze, die in diesem Erbe enthalten sind, zu bewahren und regelmäßig der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“ Den kompletten Nachlass zu erfassen, das ist derzeit Aufgabe des Teams um Monika Schierl: „Am Ende der Inventarisierung liegen wir schätzungsweise bei 2000 verschiedenartigen Scherenschnitten. Die doppelten Exemplare sind hier noch nicht mitgezählt.“ Die nächsten zehn bis zwanzig Jahre dürften also mit Sonderausstellungen zu den unterschiedlichsten Themen gefüllt werden können, so die Einschätzung von Johann Habermeyer und Monika Schierl. Am 1. Dezember (11.30 Uhr) wird bereits die nächste Schau eröffnet. Sie befasst sich dann mit Scherenschnitten zum Thema „Märchen und Sagen“.  (ma)

    Kurz notiert:
    Josy Meidinger Haus
    Amalienstraße A 33
    86633 Neuburg

    „Der Tanz mit dem Tod“
    bis 15. November 2024
    Öffnungszeiten:
    Sa., So. Feiertag 11 – 19 Uhr
    Eintritt frei!

    Nächste Sonderausstellung:
    „Märchen und Sagen“
    ab 1. Dezember 2024

    www.neuburg-ist-kultur.de

     

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