Das Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt hat ein bedeutendes Geschenk erhalten: ein Ölgemälde mit originaler Rahmung, das einen seltenen Blick in den Ostchor des Eichstätter Domes eröffnet.
Das Gemälde stammt von dem Münchner Maler und Grafiker Eugen Haller (1899-1972) und entstand 1926. Der Standort des Betrachters befindet sich auf der Südseite des Vierungsbereiches, der damals noch durch die seitlichen Lettnerwände mit darüber liegenden Emporen begrenzt wurde. Die Besonderheit des Gemäldes liegt darin, dass es in impressionistischer Malweise einen ebenso lebendigen wie einmaligen Eindruck von der einst reichen Farbigkeit der neugotischen Ausgestaltung des Domes liefert, die bisher aufgrund von ausschließlich Schwarzweißfotografien nur unzureichend überliefert war.
Der Eichstätter Dom war ab 1883 in einer umfassenden Innenrestaurierung in neugotischem Stil ausgestattet worden. Dabei wurde nicht nur der mittelalterliche Hochaltar, von dem sich allein der Skulpturenschmuck erhalten hatte, kunstvoll rekonstruiert, auch entstand die buntfarbige Kunstverglasung des Domes, deren Lichtreflexe sich im Gemälde auf der Ausstattung abzeichnen. Beides hat sich im Ostchor des Domes weitgehend erhalten, auch wenn sich die Fenster heute abgedunkelt präsentieren. Dagegen bereits in den 1940er Jahren entfernt wurde die aufwendige Innenausmalung des Domes, die von dem Freiburger Kunstmaler Fritz Geiges (1853-1935) stammte. Nicht nur die Gewölbe trugen farbigen Schmuck, auch die Seitenwände des Ostchores waren mit großen szenischen Darstellungen aus dem Leben der Diözesanheiligen geschmückt, von deren Farbigkeit das Gemälde nun einen lebendigen Eindruck vermittelt. Inmitten des Chores ist zudem der kostbare, große Radleuchter aus Bronze erkennbar, der 1898 durch die Straubinger Hofkunstanstalt Jakob Leser gefertigt wurde und die himmlische Stadt Jerusalem verbildlichte.
Auch die Geschichte des Bildes ist bemerkenswert: Ein Klebezettel auf der Rückseite belegt, dass das Gemälde 1927 durch den auch als „Capello“ bekannten Eichstätter Domkapellmeister Dr. Wilhelm Widmann für 100 Reichsmark erworben wurde. Nach dessen Tod 1939 blieb das Werk in Eichstätt, hing in einem Haus in der Luitpoldstraße. Dort wurde es von einem jungen Mädchen aus Niederbayern bewundert, das mit seiner Familie in Eichstätt die Ferien verbrachte. Tatsächlich ging nach einigen Jahren das Gemälde durch Erbschaft in ihren Besitz über, hing nun lange Zeit in ihrer Wohnung in Niederbayern, bis die inzwischen hoch betagte Besitzern befand, es solle wieder dahin, wo es eigentlich hingehört: nach Eichstätt.
Im Domschatz- und Diözesanmuseum hat das Gemälde nun eine neue alte Heimat gefunden. Die faszinierende Innenansicht des Eichstätter Domes ist noch bis 31. Oktober 2025 in der Sonderausstellung „Von Kunst bis Kurios“ zu besichtigen. (pde/cg)