Freitagabend, Sportgelände der Freien Turnerschaft Ringsee. Das sind ganz offensichtlich keine Fußballer, die hier trainieren. Da fällt das Wort „Blitz“ (und ja, es sieht am Himmel gewittrig aus) und jemand fragt: „Hast du ein Playbook da?“ Der „Blitz“ hat schließlich nichts mit dem Wetter zu tun und die Sache mit dem Playbook klärt sich im Lauf des Abends auch auf: Hier findet eine Trainingseinheit der Ingolstadt Maniacs statt. Die American Footballer sind angegliedert an die FT Ringsee und treffen sich zweimal die Woche auf dem dortigen Sportgelände, um unter den Augen von Headcoach Andreas Manfredi Taktik und Technik zu trainieren. Und da kommt auch das ominöse Playbook ins Spiel: Hier sind auf 99 (!) Seiten die einzelnen Spielzüge und ihre Variationen notiert, auf denen die Spieltaktik aufbaut – eine hochkomplexe Angelegenheit: „Jeder muss wissen, was er beim entsprechenden Spielzug zu tun hat,“ erklärt Andreas Manfredi und Offense Coordinator Christoph Nagy ergänzt: „Das ist wie Schach mit Kühlschränken!“
Kein Leistungsdruck – aber auch keine Stammtischmannschaft
„Uns geht es um Spaß und Sport, aber ohne großen Leistungsdruck!“ Das betonen Andreas Manfredi und Christoph Nagy. „Jeder, der Bock auf Football hat,“ ist bei den Maniacs herzlich Willkommen und bekommt die Möglichkeit, mitzuspielen und nicht als „Bankdrücker“ zu versauern. Das Interesse am American Football steige jedenfalls an, das merken auch die Maniacs. Viele würden die Spiele der NFL anschauen und den Sport deshalb auch mal ausprobieren wollen. Aber wo, wenn man nicht gleich in Richtung Leistungssport tendiert? Dafür bieten die Ingolstadt Maniacs die richtige Plattform. „Wir sind ein Amateurteam, aber keine Stammtischmannschaft,“ so die Coaches. Im Oktober 2018 wurde das Team, das derzeit in der Landesliga Bayern Südost spielt, gegründet. Etwa 35 feste Spieler gehören momentan zur Mannschaft, wobei Verletzungen, berufliche Verpflichtungen und nicht zuletzt immer noch das Thema Corona hier wie bei so vielen anderen Mannschaftssportarten die Coaches regelmäßig vor Herausforderungen stellen: „Es besteht immer das Risiko, ob wir die Saison überhaupt durchziehen können,“ so Andreas Manfredi, der seit 1998 aktiv im Football ist („Ein Leben ohne Football kann ich mir nicht vorstellen“). Die Spieler, der er trainiert, sind zwischen 19 bis 43 Jahren alt, manche haben erst vor wenigen Monaten mit dem Football begonnen, andere haben schon reichlich Erfahrung. Zu letzteren zählt Pascal Hippe aus Eichstätt. Der hat lange Fußball gespielt, war aber nach eigenen Angaben „etwas zu aggressiv“ für den Sport und wechselte zum American Football, was er seit 10 Jahren betreibt. Nach Stationen in Stuttgart, Straubing und Ingolstadt fühlt er sich bei den Maniacs absolut wohl und gibt als „letzter Mann in der Verteidigung“ (Free Safety) immer alles. So wie Pascal Hippe stammen viele Maniacs aus der Region, etwa aus Vohburg, Neuburg, Neustadt oder Königsmoos. Und es gibt sogar eine „Köschinger Gang“ bei den Maniacs. Ihnen allen gemeinsam ist die Freude am American Football.
Zwei Farben und ein Totenkopf
Diese Freude am Sport ist auch der Grund, warum sich die Gründer des Teams (Christoph Nagy, Roland Link, Matthias Immel, Mario Sommereder und Andreas Manfredi) für die Mannschaftsfarben Gelb (Licht, Freude) und Grün (Hoffnung) entschieden haben. Dass sie dazu einen Totenkopf mit Hut, Bart und Monokel gepackt haben, soll die „Footballbegeisterung bis zum Ende“ symbolisieren. Zu Ende ist es mit den Maniacs hoffentlich noch lange nicht. Neue Teammitglieder sind jederzeit Willkommen, neben dem Interesse für den Sport und der entsprechenden Motivation sollte man jemand sein, der austeilen, aber auch einstecken kann: „Wer sich traut, darf spielen!“ betont der Headcoach.
Ach ja, der besagte „Blitz“ ist übrigens auch ein Fachbegriff aus dem American Foootball und beschreibt folgende Situation: Sobald der Pass-Rush (eine Abwehrstrategie) bei einem Spielzug aus mehr als vier Verteidigern besteht, spricht man von einem “Blitz”. Ganz wetterunabhängig. (ma)
Ingolstadt Maniacs
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