Saisonstart im Besuchersteinbruch in Mühlheim

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    Am kommenden Samstag (23.März) ist es wieder so weit. Dann öffnet der Besuchersteinbruch in Mühlheim erneut seine Pforten für den Publikumsverkehr. Das zwischen Mühlheim und Tagmersheim (Landkreis Donau-Ries) gelegene Fossiliensammlerparadies, das von Roland Pöschl betrieben wird, lädt dann bis November auf eine spannende und faszinierende Entdeckungsreise in die obere Jurazeit ein. Mit Hammer und Meißel können sich dann die Fossiliensammler auf die Jagd nach weiteren kostbaren Schätzen aus der Erdgeschichte machen und womöglich ein weiteres Exemplar des Urvogels Archaeopteryx oder eines Alcmonavis Pöschli entdecken: Jenes, nach Steinbruchbesitzer Pöschl benannte Exemplar, das zeitgleich mit dem berühmtesten Fossil, eben jenem Archäopteryx lebte, wurde vor noch nicht langer Zeit in diesem Steinbruch gefunden.

    Und diese zweite, im Archipel des Mörnsheimer Jurameeres lebende Urvogel-Gattung war wohl noch höher entwickelt. Es handelt sich nämlich um den größten Fund seiner Art, wobei an diesem Exemplar die erstmals entwickelten Knochenmerkmale darauf hindeuten, dass Alcmonavis den aktiven Flatterflug beherrschte und in Gestalt sowie auch im Verhalten den heutigen Vögeln sehr viel ähnlicher war als der Archäopteryx. Von daher darf davon ausgegangen werden, dass in den vielfältigen Lagen des Mühlheimer Steinbruches noch weitere ausgefallene und für die Wissenschaft höchst interessante Funde zu erwarten sind.

    Foto: Edgar Mayer

    Ein weiterer spektakulärer Fund geht bis ins Jahr 2010 zurück, der im letzten Jahr in der Wissenschaft nun für Furore gesorgt hat, da ein Forscherteam um David Hone der Queen Mary University of London den neuen Pterosaurier, der aufgrund seines markanten Schädelkamms auf den Spitznamen „Elvis“ getauft wurde, beschrieben. Die Studie der Forschenden ist in der Zeitschrift Palaeontologia Electronica erschienen. Das Besondere ist, dass Elvis nahezu vollständig und zudem gut erhalten ist. Es wurde auf den Namen Petrodactyle wellnhoferi getauft, übersetzt „Wellnhofers Steinfinger“, zu Ehren des deutschen Paläontologen Peter Wellnhofer, der seine Karriere der Erforschung von Flugsauriern widmete. Hone und sein Team haben herausgefunden, dass das 145 Millionen Jahre alte, gut erhaltene Fossil zu einer neuen Art innerhalb der Ctenochasmatoidea, einer Gruppe von kleinen bis mittelgroßen Kurzschwanzflugsauriern mit ausgeprägt langgestreckten Schnauzen, gehört. Das Tier besaß eine Flügelspannweite von 2,10 Meter, war aber noch nicht ganz ausgewachsen. Voll entwickelt könnte es alle bisher bekannten Flugsaurier aus dieser Zeit an Größe übertroffen haben und: es besaß zudem einen ungewöhnlich großen knöchernen Kopfkamm, wie das Team berichtet. Zähne und Anatomie des Flugsauriers deuten darauf hin, dass es im Wasser waten konnte und kleine Fische und Wassertiere fraß. Außergewöhnlich an dem Flugsaurier ist laut den Forschenden auch seine seltsame Zusammensetzung von kurzen und spitzen Zähnen. Dadurch konnte das Tier, trotz seines länglichen Schädels vermutlich kräftig zubeißen.

    Hone bestätigt dem Steinbruch am Schaudiberg einen Stellenwert in der Wissenschaft, denn „das Exemplar wurde in einem Steinbruch gefunden, der wissenschaftlich bedeutsame Fossilien hervorbringt und weitere Einblicke bezüglich der spätjurassischen Pterosaurier ermöglicht“, erklärt Hone in dem wissenschaftlichen Beitrag.

    Für die Forschenden aus London leistet der erstaunliche Fund aus Mühlheim einen wichtigen Baustein zur Geschichte und zum Verständnis der Flugsaurier: „Trotz der mehr als zwei Jahrhunderte währenden Entdeckungsgeschichte, werden in den Lagerstätten der Mörnsheimer Schichten immer wieder neue Pterosaurier entdeckt, die unser Wissen über ihre Vielfalt und Ökologie erweitern.“ Die Versteinerung wurde von der Lauer-Foundation erworben und ist nun in Chicago ausgestellt. Das dortige Field Museum of Natural History ist ein Naturkundemuseum und gehört zu den an den besten besuchten kulturellen Einrichtungen der USA.

    Roland Pöschl ist bereits voller freudiger Erwartung, wenn ab kommenden Samstag wieder Besuchergruppen, Wissenschaftler, Studentenseminare, Schulklassen und auch Familien mit ihren Kindern kommen, um in die Tiefen der Erdgeschichte vorzustoßen. Mit viel Optimismus geht Pöschl deshalb die neue Saison an: „Kindergeburtstagsfeiern sind bereits gebucht“, lädt Pöschl zu sich in seinen Steinbruch ein. Der herrliche, weitläufige Blick hinüber ins Gailach- und Altmühltal, die reizvolle und anmutige Ruhe rund um das Steinbruchgelände sowie die Chance, erdgeschichtlich einen Volltreffer zu landen laden auf alle Fälle, einen Samstags- oder Sonntagsfamilienausflug ins Grenzgebiet zwischen Schwaben und Oberbayern zu unternehmen.

    Geöffnet ist der Besuchersteinbruch nun bis 3.November täglich von 10:00 bis 16:00 Uhr. Unter www.besuchersteinbruch.de bekommt man die neuesten Infos. Auch Hunde sind erlaubt. Ebenso kann gegrillt werden in einer der gemütlichen Steinbrecher-Ecken. (max)

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