Wo kommt er her? Was hat er an? Was macht er eigentlich, dieser Fasenickl? Die meisten Kipfenberger wissen das natürlich. Aber diese historische Faschingsfigur und ihre Geschichte will gepflegt werden. Dazu ist 1955 ist der Kulturverein „Die Fasenickl“ gegründet worden, der sich dem Erhalt dieser Tradition widmet und auch das kleine Museum im Torwärterhäuschen in Kipfenberg betreibt, das jetzt – angesichts neuer Beleuchtung durchaus berechtigt – in neuem Glanz erstrahlt.
Neue Infotafeln, neue Vitrinenrückwände, Kies in den Vitrinen, neuer Anstrich und vor allem eine neue Beleuchtung und eine optimierte Temperierung – aus einem kleinen Umbau ist eine Generalsanierung geworden: „Wir wollten eigentlich nur ein paar Lampen haben,“ schmunzelt der zweite Vereinsvorsitzende, Anton Bögelein. Aber durch das Einschalten der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern wurde deutlich mehr daraus, auch weil die Experten die wertvollen Ausstellungsstücke – gerade die Textilien – für besonders erhaltenswert hielten. Der Verein hat zusammen mit dem Markt Kipfenberg und der Landesstelle das Projekt angepackt und Hunderte Arbeitsstunden in Eigenleistung hinein gesteckt.
So sind die historischen Kostüme nun – wohl temperiert und bestens ausgeleuchtet – hinter Glas im Museum zu bestaunen. Das älteste erhaltene Maskenkostüm ist der spätbarocke sogenannte „Brandstetter Nickl“, der 1810 nachweislich in Familienbesitz war. Erst 2020 seinen Weg ins Museum gefunden hat ein anderes Kostüm: „Der Leihgeber aus der Nähe von München hat uns im Internet gefunden. Er hat seinen Speicher aufgeräumt und das Kostüm entdeckt und dann Kontakt zu uns aufgenommen.“ Die Expertenanalyse ergab schließlich, dass das Kostüm aus der napoleonischen Zeit stammt, was unter anderem an den Rauten zu erkennen ist.
Und da sind wir schon beim Kostüm: Der Fasenickl trägt eine Jacke aus weißem Leinen mit Wollborten, Samtstreifen, Goldborten, Rauten und Rollen-Glöckchen, dazu eine Hose mit den selben Verzierungen. Auf dem Kopf sitzt der sogenannte „Scheberer“ (kommt vermutlich von scheppern), eine gugelförmige Kopfhaube mit Holzmaske. Oben drauf befinden sich ein Schellenbaum und Federn. Handschuhe, schwarze Lederschuhe und natürlich die „Goaßl“ komplettieren den Fasenickl. All das wird höchst aufwändig in Handarbeit hergestellt. Einen Eindruck davon kann man sich im Museum machen.
Schnalzen, Faseln und Gösucht
Mit dem Dreikönigstag beginnt auch die Zeit der Fasenickl (Fosaniggl). Seinen Höhepunkt erlebt das Fasenickllaufen vom Unsinnigen Donnerstag bis zum Kehraus. Und was macht er dann, dieser Fasenickl? Zunächst einmal Schnalzen und Faseln. Das Goaßlschnalzen, also das Schwingen der Kurzstielpeitsche, ist ein Markenzeichen der Fasenickl und will geübt sein. Das Faseln bezeichnet das Sprechen mit verstellter Stimme, das ein anonymes „Derblecken“ der Leute möglich macht. Und schließlich verteilt der Fasenickl Süßigkeiten vor allem an die Kinder, aber nur wenn diese ihn dazu mit dem Ruf „Gösucht“ auffordern. Woher dieses Wort kommt ist – wie der eigentliche Ursprung der Faschingsfigur und vieles andere – noch ungeklärt.
Die Kipfenberger Fasenickl sind nicht nur im Altmühltal unterwegs. Sie werden auch auf Fastnachtstreffen etwa im schwäbisch-alemannischen Raum eingeladen, wo traditionelle Kostüme und Bräuche hoch geschätzt werden. „Aha, da kommen die Kipfenberger“ ist dort mittlerweile zu hören und so fungieren die Fasenickl irgendwie auch als Kultur-Botschafter. Während andernorts Faschingstraditionen verschwinden, kann man sich dank des Vereins in Kipfenberg über eine aktive Pflege des alten Kulturguts freuen: „Wir können stolz drauf sein, dass diese Tradition bei uns weiter lebt“, findet Anton Bögelein. Und damit dürfte er nicht allein sein. (ma)
Kurz notiert:
Kulturverein „Die Fasenickl“
Fasenicklmuseum
Torbäckgäßchen 1
85110 Kipfenberg
www.fasenickl.de
www.facebook.com/fasenicklkipfenberg
www.instagram.com/fasenickl_kipfenberg