Wenn der rote Teppich ausgerollt wird, dann meist deshalb, weil gekrönte Häupter, Hollywoodstars oder die Polit-Prominenz erwartet werden. Der Rote Teppich, um den es im Domschatz- und Diözesanmuseum in Eichstätt geht, ist nicht zum drüber Laufen. Dafür hat das Projekt, das den Namen Roter Teppich trägt, Tiefgang. Schon am Eingang des Museums werden die Besucherinnen und Besucher von einer flauschigen Bommel-Parade in Rot, Pink und Magenta begrüßt. Im altehrwürdigen Kapitelsaal mit seinen historischen Wandteppichen entfaltet sich schließlich die ganze Farbenpracht, die sich weiter durch das Museum zieht. „Die ganze Bandbreite von Rottönen ist hier aufgenommen. Es ist faszinierend, wie hier aus kleinen, einzelnen Werkstücken ein großes Gesamtbild entsteht und man sollte nicht glauben, dass das so gut rein passt!“ Museumsleiterin Dr. Claudia Grund ist begeistert: „Es macht wirklich Spaß, das zu sehen, vor allem, wenn man die Geschichten dahinter kennt.“
Das Projekt „Roter Teppich“ ist von Studierenden des Fachbereichs Kunstpädagogik und Kunstdidaktik der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt entwickelt worden – unter der Projektleitung von Petia Knebel, Akademische Direktorin an der Professur für Kunstpädagogik und Kunstdidaktik und Kerstin Muhr, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Philosophisch-Pädagogischen Fakultät. Der Rote Teppich wiederum ist Teil des TDS. Die Abkürzung steht für Transformative Design Space. Hier trifft die analoge Welt auf die digitale – es sollen Präsentations- und Kommunikationsräume entwickelt und realisiert werden, in denen kreatives Denken, Handeln und Gestalten stattfindet. Gefördert wird dieser Design Space von der Volkswagen Stiftung.
Die Studierenden haben genäht, gestrickt, gefilzt, gehäkelt, gewebt, geknüpft, geflochten und gestickt – so entstand Abstraktes und auch sehr Konkretes. Die Themen, mit denen sich die Studierenden auseinandergesetzt haben, sind so vielfältig wie die Bedeutung der Farbe Rot. Rot steht für Liebe, warnt aber auch vor Gefahr, sie steht für Leidenschaft, aber auch für Schmerz. Ein Kunstwerk setzt sich beispielsweise – in Kooperation mit dem Frauenhaus der Caritas – mit dem Thema Femizid auseinander. Ein anderer Teppich zeigt eine Abstraktion einer Lichtbildmikroskopie einer Brustkrebszelle. Aber auch der 1. FC Nürnberg oder ein Dankbarkeitsteppich finden sich in der Ausstellung.

Der größte Teil der Arbeiten entstand im Zusammenwirken mit Schulklassen, Kindertagesstätten und Bewohnern aus Seniorenheimen, in Kooperation mit Museen, Initiativgruppen, Tierschutzvereinen, dem Caritasverband und den Auerbacher Schulschwestern, aber auch im Freundeskreis oder in der Familie. Unter dem Motto „verwoben, verbunden, vereint“ möchte das Projekt „Der Rote Teppich“ nicht nur handwerklich Verbindungen knüpfen, sondern Menschen verbinden, Dialoge und kulturelle Vielfalt fördern. Deswegen ist das gemeinsame Machen auch in der Ausstellung ein wichtiges Thema. An unterschiedlichen Stationen liegen Anleitungen bereit, um vor Ort selbst Hand anzulegen und verschiedene Techniken auszuprobieren. „Wir merken, dass die Besucherinnen und Besucher mitmachen, denn die Bommeln werden immer mehr,“ freut sich Claudia Grund. (ma)
Kurz notiert:
Der Rote Teppich
verwoben – verbunden – vereint
Projekt der Professur für Kunstpädagogik
und Kunstdidaktik der KU Eichstätt-Ingolstadt
Ausstellung im Domschatz- und Diözensanmuseum
bis 31. Oktober 2025
Residenzplatz 7
85072 Eichstätt
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