Im Herbst feiert das Naturschutzgebiet Kreut sein 25-jähriges Bestehen. Seit seiner Ausweisung am 30. Oktober 2000 hat sich das 180 Hektar große Areal im Westen von Neuburg an der Donau zu einer der bedeutendsten Naturschutzflächen im Landkreis entwickelt. Anlässlich dieses Jubiläums wird die Bedeutung dieses einzigartigen Gebiets für den Arten- und Biotopschutz mit einer öffentlichen Führung (15.30 Uhr) besonders gewürdigt.
Benannt nach dem abgegangenen Weiler Kreut in der Gemarkung Oberhausen, war das heutige Schutzgebiet einst ein Standortübungsplatz der Bundeswehr. Mit dem Abzug des Militärs und auf Initiative des damaligen Landrats Richard Keßler wurde das Gelände im Jahr 2000 unter großen Engagement zahlreicher Akteure unter Schutz gestellt. Seither dient es nicht nur als Lebensraum für zahlreiche bedrohte Arten, sondern auch als Beispiel für erfolgreiche Konversion militärisch genutzter Flächen zu ökologisch wertvollen Naturräumen.
Das Naturschutzgebiet Kreut zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Vielfalt an Lebensräumen aus: Das zentrale Niedermoor mit angrenzenden Weichholzauwäldern und dem Beutmühlbach bildet das Rückgrat der Feuchtstandorte. Daneben finden sich artenreiche Flachland-Mähwiesen, wertvolle Kalk-Magerrasen sowie naturnahe Waldmeister-Buchenwälder.
Diese sensiblen Biotope bedürfen einer gezielten und angepassten Pflege: Extensive Mahd und Beweidung erhalten die offenen Wiesenstrukturen, während die Wälder unter schonender Bewirtschaftung weiterentwickelt werden. Zudem werden regelmäßig Kleingewässer neu geschaffen oder gepflegt – insbesondere zur Förderung der Gelbbauchunke, die auf temporär wasserführende Tümpel angewiesen ist.
Besucherlenkung: Neues Wegeleit- und Informationskonzept in Arbeit
Mit der zunehmenden Bedeutung des Gebiets als Naherholungsraum ist auch der Druck auf die Natur gestiegen. Viele Wege – darunter ehemalige Panzertrassen – werden trotz Sperrung intensiv genutzt. Die bestehende Beschilderung stammt noch aus den Anfangsjahren und entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen.
Der Landschaftspflegeverband Neuburg-Schrobenhausen e. V. erarbeitet daher gemeinsam mit dem Landratsamt ein neues Wegeleit- und Informationskonzept. Dieses soll Erholungssuchende sinnvoll lenken, sensible Bereiche entlasten und zugleich das Naturerlebnis fördern. Vorgesehen sind attraktive, offiziell freigegebene Routen mit interaktiven Bildungsstationen, die das Verständnis für die ökologischen Besonderheiten des Gebiets stärken.
Das Naturschutzgebiet Kreut beherbergt zahlreiche bemerkenswerte Arten. Besonders hervorzuheben ist das ehemalige Übungsgebäude für den Häuserkampf, das heute als bedeutendes Sommer- und Winterquartier für Fledermäuse dient – darunter das Große Mausohr. Das Gebäude ist ganzjährig für den Publikumsverkehr gesperrt und wird ausschließlich zu Kartierungs- und Wartungszwecken betreten. Im Jahr 2023 fand hier eine große Aktion des Arbeitskreises Fledermäuse statt, bei der die Stadttauben aus dem Dachstuhl vergrämt und die Hinterlassenschaften entsorgt wurden. Zusätzlich wurden Spaltenquartiere für Fledermäuse sowohl für das Sommer- als auch das Winterquartier geschaffen.
Auch bei der Pilzkartierung in den Jahren 2020 bis 2022 zeigte sich die hohe ökologische Wertigkeit des Gebiets, da insgesamt 1.033 verschiedene Pilzarten gefunden wurden – darunter fünf, die erstmals in Bayern gefunden wurden und 166 seltene und gefährdete Arten. Die Erfassung seltener Pilzarten trägt dazu bei, das Schutzgebiet noch besser zu verstehen und zu bewerten.

Neben einer Vielzahl an Pflanzenarten, die vor allem auf den Wiesen und Magerrasen zu finden sind, bietet das Gebiet auch spezialisierten Insekten einen Lebensraum. So profitiert die besonders geschützte Blauflügelige Ödlandschrecke von den weitgehend unbewachsenen, ehemaligen Panzertrassen.
Wer noch mehr über das NSG Kreut und seine spannenden Bewohner erfahren möchte, ist herzlich zur Führung am Donnerstag, 30. Oktober, ab 15.30 Uhr eingeladen. Treffpunkt ist am Wanderparkplatz in Oberhausen-Kreut mit direktem Zugang zum Naturschutzgebiet. Um Anmeldung bis 27. Oktober per Email an naturschutz@neuburg-schrobenhausen.de wird gebeten. (nd-sob)