Der Liebe wegen verunglimpft

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    „Die Kirche hatte damit kein Problem, aber der Adel!“ Damit meint Ausstellungskuratorin Dr. Tanja Kohwagner-Nikolai die sogenannte „morganatische Ehe“, also eine Ehe unter Stand. Dafür aus Liebe? Unerhört! Um zwei solche Eheschließungen im 15. Jahrhundert geht es in der Sonderausstellung „Ehebande – (Ohn-)Macht der Frauen?“ im Schloss Neuburg, die jetzt eröffnet wurde.

    Im Mittelpunkt stehen zwei Prinzessinnen aus dem Haus Hohenzollern: Margarethe von Brandenburg (1412/13–1465) und ihre Nichte Barbara (1464–1515). Beide überschritten mit eigenständigen Heiratsentscheidungen die engen Grenzen, die Frauen ihres Standes von der spätmittelalterlichen Gesellschaft gesetzt waren – und zahlten dafür einen hohen Preis. Als Prinzessinnen aus der aufstrebenden Adelsfamilie der Hohenzollern waren die beiden Mädchen zunächst „Verhandlungsmasse“ auf dem fürstlichen Heiratsmarkt: die eine – Margarethe – unter anderem für Herzog Ludwig VIII. von Bayern-Ingolstadt, dessen Vater die herzogliche Burg Neuburg, den Vorgängerbau des Neuburger Residenzschlosses, hatte ausbauen lassen. Die andere – Barbara – wurde mit nur acht Jahren an den über 30 Jahre älteren Herzog von Crossen-Glogau verheiratet. Als dieser vier Jahre später starb, schien sie durch ihr schlesisches Erbe eine gute Partie für den böhmischen König Wladislaw II., ein mehr als prestigeträchtiges Projekt für die ehrgeizigen Hohenzollern. Im Gegensatz zu ihrer Tante, die ihren Hofmeister Martin von Waldenfels ehelichte und auch finanziell ausgesorgt hatte, wurde Barbara viele Jahre im wahrsten Sinne “unter Verschluss” gehalten. Ein Nachbau ihrer Kammer befindet sich in der Ausstellung.

    „Ehebande – (Ohn-)Macht der Frauen?“ verbindet interaktive Elemente, spektakuläre Leihgaben (z.B. den Einband der Ottheinrich-Bibel) aus namhaften Museen und Sammlungen, darunter dem Bayerischen Nationalmuseum, der Bayerischen Staatsbibliothek, der Schatzkammer Altötting, dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe und dem Ingolstädter Liebfrauenmünster mit einer außergewöhnlichen Kunst-Aktion, bei der in Kooperation mit dem Studiengang Maskenbild der Theaterakademie August Everding in München 13 Kunstwerke entstanden.

    Eine künstlerische Annäherung an Margarethe

    Wie stellt man eine Frau aus, die die Besucher gar nicht sehen können? Noch dazu eine, der im Nachhinein die Schönheit abgesprochen wird – als äußeres Zeichen für ihre innere „Verdorbenheit“. Überliefert ist von ihr eine wenig schmeichelhafte Beschreibung, nämlich „dass sie wenig Anziehendes neben ihrem behinderten zweiten Ehemann, Ludwig dem Buckligen, hatte“. Ein Historiker bezeichnet sie gar als „groß, fett und geil“.

    Aber wie sah Margarethe wirklich aus? Das ist nicht bekannt. Eine Visualisierung wäre möglich: „Aber in dem Moment legt man die Augenfarbe fest, die Haarfarbe, die Nasen- und die Augenbrauenform, die Zähne, die Körpergröße und die Körperfülle. Aber all das wissen wir von ihr nicht,“ betont Dr. Tanja Kohwagner-Nikolai, die auch als Dozentin für Fachspezifische Kulturwissenschaften an der der Theaterakademie August Everding in München tätig ist. So sollte es eine künstlerische Auseinandersetzung mit der historischen Figur, aber auch dem Rollenbild der Frau werden, die zusammen mit der Theaterakademie eigens für die Schau im Schloss Neuburg umgesetzt wurde.

    Eine unangepasste Frau unterwirft sich nicht den gesellschaftlichen Regeln und schon wird sie diffamiert, gemobbt, als hässlich bezeichnet und ist ihren Hatern ausgesetzt. Klingt gar nicht nach spätem Mittelalter, sondern nach der Gegenwart. Die erschreckende Aktualität dieser Thematik war den Studierenden des Studiengangs Maskenbild schnell bewusst, als sie sich für die Ausstellung in Neuburg mit Margarethe auseinandersetzten. Unter der Anleitung von Dozent Birger Laube wurden Ideen gesammelt, Ideen verworfen (etwa eine Bronzeskulptur), Entwürfe gezeichnet, Konzepte ausgetüftelt, Modelle gebaut und schließlich umgesetzt. So entstanden höchst unterschiedliche künstlerische Annäherungen an das Thema – vom bemalten Silikongesicht bis zum Schmink-Tutorial. In den Werkstätten der Akademie wurden Formen gegossen, filigrane Wimpern aufgetragen, Farben gesprüht, Kunststoffe bearbeitet und vieles mehr. An einem Silikon-Kopf, der von Geschwüren aus gefilzter Schafwolle überwuchert zu werden droht, gespannt zwischen Draht und Nylonstrüpfen arbeitete beispielsweise Rebecca Fäh: „Es sollte ersichtlich werden, was aus ihr gemacht wurde. Es ist ganz klar nicht ihr Gesicht.“ Die Studentin war von dem Projekt begeistert: „Ich fand es sehr cool, weil es keine genauen Vorgaben gibt. Man hat die Informationen über sie und was fängt man jetzt damit an? Und das dann auch ausstellen zu dürfen, ist schon speziell. Ich freu mich auf jeden Fall.“

    Bei aller künstlerischen Freiheit wurde immer darauf geachtet, in welcher Zeit Margarethe lebte. Das betrifft Kleidung, Frisur, Schmuck – und Zähne! „Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Für mich ist vollkommen klar zu wissen, dass es im Spätmittelelter keine Zahnspangen gab. Für die Studierenden war das anfangs kein Thema. Die haben wunderschöne Zahnreihen gestaltet,“ erinnert sich Dr. Tanja Kohwagner-Nikolai.

    Für die Bayerische Schlösserverwaltung ist die Schau in Neuburg die dritte Station des großen Forschungs- und Ausstellungsprojekts „WIRKSAM. Frauennetzwerke der Hohenzollern im Spätmittelalter“. Nach den Ausstellungen auf der Cadolzburg bei Fürth und in der Burg Burghausen widmet sich nun Schloss Neuburg an der Donau dem spannenden Thema weiblicher Handlungsräume sowie Ehen unter Stand im 15. Jahrhundert. Ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt die Präsentation. (ma/bsv)

    Kurz notiert:
    Ehebande – (Ohn)Macht der Frauen?
    Schloss Neuburg
    bis 1.3.2026
    Residenzstraße 2
    86633 Neuburg/Donau
    Tel.: 08431 6443-0
    www.schloesser.bayern.de
    www.hohenzollern-orte.de

    Barrierefreiheit:
    Alle drei Obergeschosse sind barrierefrei über den Personenaufzug im Kassenbereich erschlossen. Öffentliche Behindertenstellplätze am Ottheinrichplatz.

    Bushaltestelle:
    Hofgarten

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