Gesprächsabend: Situation Deutscher Sinti in Ingolstadt
Das Zentrum Stadtgeschichte lädt am Dienstag, 16. Dezember, um 19 Uhr zu einer Begegnung mit Zeitzeugen Deutscher Sinti anlässlich des Jahrestages des sogenannten „Auschwitz-Erlasses“ in den Barocksaal des Stadtmuseums ein.
Der Eintritt ist frei, aus Brandschutzgründen ist die Besucherzahl auf 100 Personen begrenzt.
Im sogenannten „Auschwitz-Erlass“ vom 16. Dezember 1942 befahl Heinrich Himmler die Deportation von Sinti und Roma in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Anlässlich dieses Jahrestages lädt das Zentrum Stadtgeschichte ein zu einer Veranstaltung mit Deutschen Sinti aus Ingolstadt.
Nach einer kurzen thematischen Einführung durch Juliane Günther und Agnes Krumwiede (Projekt „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“) findet ein Bühnengespräch mit dem Zeitzeugen Robert E. statt. Er wurde im Alter von fünf Jahren mit seiner Familie auf Grundlage des „Auschwitz-Erlasses“ in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Drei seiner Geschwister und sein Vater sind in Auschwitz und Bergen-Belsen umgekommen. Robert E. lebt im Raum Ingolstadt und hat bereits vor zahlreichen Schulklassen über die Geschichte seiner Familie erzählt.
Nach einer Vorstellung weiterer Biografien von im Nationalsozialismus verfolgten Sinti aus Ingolstadt findet eine Podiumsdiskussion zu den Kontinuitäten der Verfolgung und der Situation Deutscher Sinti in Ingolstadt statt. Dabei informieren und diskutieren u. a. Marcella Herzenberger, stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Bayern e. V., Thomas Höhne, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Landesverband sowie Barbara Deimel von der Antidiskriminierungsstelle der Stadt Ingolstadt. Die Veranstaltung soll die Perspektive von Sinti und Roma auf die acht Jahrzehnte nach der Befreiung verdeutlichen.
Hulda Braun lebte mit ihrem Mann Fritz Braun und den gemeinsamen Kindern bis 1939 in Ingolstadt. Im Innenhof der Beckerstraße 27 war der Stellplatz für ihre Wohnwagen. Auf Grundlage des sogenannten „Auschwitz-Erlasses“ verhaftete die Kripo Karlsbad die Familie am 17. März 1943 und wies sie in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ein. Hulda Braun wurde mit sechs ihrer Kinder in der Nacht vom 2. auf 3. August 1944 in der Gaskammer von Auschwitz-Birkenau ermordet. Etwa 500.000 Sinti und Roma wurden Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes.
