„Vergiss nie, wer dir den richtigen Weg gezeigt hat!“ Ein drängender und zugleich aufstachelnder Spruch, der als Anstoß und Impuls am Wegesrand auftaucht, aufgedruckt auf eine fotografische Impression jenes Weges, der seit einiger Zeit als „Weg der Gedanken“ in Dollnstein geführt wird. Inzwischen ist er ein kleiner Geheimtipp geworden: der Weg, der eigentlich als Wanderweg 0 deklariert ist und vom Kalvarienberg aus über den Rossrücken hinauf zur Kapelle oberhalb des Burgsteinfelsens führt, von wo aus man eine herrliche Aussicht ins Altmühl-, Urdonautal und auf den Markt Dollnstein hat. An der Kapelle oberhalb des Burgsteins offenbart sich ein weiter und sagenhaft schöner Blick, den es zu genießen gilt. Wenn man anschließend dem Pfad nach rechts auf dem Panoramaweg folgt und sich flussaufwärts orientiert, wandert man unterhalb von Trockenhängen und schroffen Kalkfelsen den schönen Fußweg entlang. Dort laden besinnliche Gedanken zum Meditieren und Innehalten ein. Der Weg führt wieder zurück nach Dollnstein, am Marderfelsen vorbei zurück zum Ausgangspunkt. Gemeinhin gilt er wohl als einer der schönsten und attraktivsten Rundwege um Dollnstein.
Seit letztem Sommer nun wurde der Wanderweg aufgewertet, denn 13 Gedankentafeln säumen sich wie eine Perlenkette am Wegesrand entlang: allesamt mit nachdenkenswerten Aphorismen versehen, die der Wegewart des Dollnsteiner Tourismusvereins, Hans Regler, zusammengestellt hat. Die Idee dazu hatte er nach Vorbild eines anderen Weges, den der rüstige Rentner und Wanderfreund im Zillertal gegangen ist. Auf dem Dalai-Lama-Weg hat er gesehen, dass immer wieder mehr oder weniger tiefsinnige Sprüche des buddhistischen Oberhaupts den Wegrand zieren. „Warum können wir dies nicht auch in Dollnstein mit seinem weiten Wandernetz verwirklichen?“, funkte es in ihm. Eine Art Meditationsweg, der den einzelnen Wanderer, aber auch eine Gruppe dazu einlädt, an ausgewählten Stellen über Lebensweisheiten, sich selbst oder auch die Mitmenschen nachzudenken. Erklärtes Ziel sei es, so Regler, dass man dabei zur Ruhe kommen und über das eigene Leben reflektieren kann, ja soll. „Da geht es wirklich nicht nur ums ständige Gehen und das Absolvieren einer Tagesetappe, sondern ich laufe wirklich an verschiedenen Stellen hin und mache mir Gedanken“, beschreibt Regler den Besinnungsweg. Auf den Namen ist er zusammen mit Bürgermeister Wolfgang Roßkopf, der als Interimsvorsitzender des Dollnsteiner Tourismusvereins der Initiative von Regler viel Positives abgewinnen kann, denn „der Weg soll Ansporn sein, über das eigene Leben und den eigenen Lebensweg nachzudenken. Er soll zum Verweilen und zur Auseinandersetzung mit religiösen und weltanschaulichen Fragen anregen.“
Regler möchte die Wanderer aus nah und fern dazu einladen, Lust darauf zu bekommen, mit sich selbst Wege zu gehen und offen zu sein für Momente der Ruhe, des Nach- und Mit-Denkens. Dabei hilft und unterstützt die natürliche Umgebung, denn Fauna und Flora sorgen ganz schnell dafür, dass man der Hektik und Zeitnot entfliehen kann. „Vor allem auch für Einheimische bietet der Weg die Möglichkeit, für eine kurze Zeit in eine andere Welt einzutauchen und die heimatliche Umgebung mit anderen Augen wahrzunehmen“, so Regler. Er ist überzeugt, dass viele Einheimische diesen Weg noch nie gegangen sind und die wunderbaren Blicke auf Dollnstein von den Felsvorsprüngen oben am Rossrücken hinunter ins Tal noch nie erlebt und bewusst wahrgenommen haben.
Sein Bestreben, die Schaffung eines Erfahrungsraums jenseits der alltäglichen Rastlosigkeit und des Zeitdrucks, und doch gleichsam mitten im Leben, im unmittelbaren Lebensumfeld, ist jedenfalls vollends gelungen. Der Weg dient dazu, aktiv der beruflichen und privaten „Beschleunigung“ des Lebens entgegenzusteuern. Der Autor dieses Artikels ist ihn jedenfalls schon öfter selbst gegangen. Eine abschließende Labung am Fuße des mächtigen und imposanten Marderfelsen in eisiger Kälte zu genießen, hat in diesen Zeiten einen ganz besonderen Charme, vor allem wenn man in der markante Felsformation Silhouetten erkennt, die augenfällig an augerpägte Gesichter erinnern. Wegbegleiter Adi Metz aus Schönfeld ist sich sicher: „Da hat noch niemand so genau genau hingesehen und das habe noch nicht viele erkannt!“
Für weniger rüstige Wanderfreunde und aufgrund des aufgeweichten Untergrunds ist der Weg über den Rossrücken derzeit nicht vorbehaltlos zu empfehlen. Selbstverständlich kann auch die Variante an der unteren Hangkante gewählt werden. Ebenfalls ist eine kürzere Begehung vom Parkplatz an der Schule/Sportplatz möglich. (em)
Hörfunk- Tipps:
https://www.spurensuche.info/wp-spurensuche/portfolio/weg-gedanken/