Wenn es um seltene „einheimische“ Oldtimer geht, denkt man an hierzulande an historische Automodelle der Auto Union oder DKW-Motorräder. Aber Traktoren? Auch die wurden hier produziert. Und zwar in Irgertsheim. Die Sonderausstellung „Funk-Traktoren aus Irgertsheim – Bulldogs vom Dorf für‘s Dorf“ wirft nun im Jura-Bauernhof-Museum in Hofstetten einen Blick auf dieses außergewöhnliche Kapitel der Fahrzeuggeschichte.

„Es freut uns, ein keines Stück Traktorenproduktion in der Region wieder lebendig machen zu können,“ erklärte Eichstätts Landrat und Vorsitzender des Jura-Bauernhof-Museum e.V. Alexander Anetsberger bei der Ausstellungseröffnung an Christi Himmelfahrt. Die Funk-Traktoren, die von 1950 bis 1956 hergestellt wurden, bezeichnete er als „Kraftprotze“ der damaligen Zeit. Anetsberger dankte allen Beteiligten und ganz besonders den Oldtimerfreunden Irgertsheim, deren Vereinsgeschichte untrennbar mit den Funk-Traktoren verbunden ist. Die Ausstellung biete nun die Gelegenheit zu zeigen, was es mit Funk und Irgertsheim auf sich hat: „Hier hat ein Mann aus einer Vision heraus, weil er helfen wollte, gesagt hat: jetzt baue ich die Schlepper, die man nicht kriegt,“ betonte Peter Peichel, der erste Vorsitzende der Oldtimerfreunde bei der Ausstellungseröffnung, zu der auch etliche Mitglieder der Familie Funk gekommen waren (Xaver Funk hatte 14 Kinder).

Petra Hochmuth, eine Enkelin von Xaver Funk, überraschte Museumsbetreuer Dominik Harrer mit einem Buch über die Funk-Traktoren; links der ehemalige Vorsitzende der Oldtimerfreunde Irgertsheim, Moritz Liepold
Martin Liebold aus Mühlhausen ging anschließend auf die Geschichte der Firma Funk ein. Er selbst besitzt einen Funk-Traktor und die Historie dieser seltenen Schlepper hat ihn nicht losgelassen. Schließlich verfasste er ein – mittlerweile vergriffenes – Buch über den Tüftler Funk und sein Unternehmen. Xaver Funk (geboren 1901) eröffnete 1925 sein Geschäft für Landwirtschaftsbedarf auf dem elterlichen Hof in Irgertsheim, es kamen ein Lagerhaus, ein Baustoffhandel, eine Werkstatt, ein Kieswerk, eine Tankstelle und später eine Lohndrescherei dazu. Schon während des zweiten Weltkries begann er die ersten Funk-Anhänger mit Luftbereifung zu bauen. „Nach dem Krieg konnten die großen Traktorenhersteller den Bedarf kaum abdecken. Funk erkannte das, begann mit der Traktorherstellung und bediente sich vorhandener Bauteile wie Achsen, Motor und Getriebe.“ 33 Funk Traktoren in verschiedenen Motorisierungen von 18 bis 30 PS sind in Handarbeit hergestellt worden, sieben Exemplare existieren noch heute (dabei ist nicht auszuschließen, dass noch der ein oder andere in einer Scheune irgendwo schlummert). Die industrielle Serienfertigung hat die Manufaktur schließlich „überrollt“ und schon 1956 ist der letzte Funk-Traktor produziert worden. Das Exemplar mit der Seriennummer 33 ist im Besitz von Michael Raucheisen, der mit dem seltenen Schlepper zur Ausstellungseröffnung gefahren war (und ihn wieder mit nach Hause steuerte).
Ein weiterer Funk-Traktor (Baujahr 1953) aus dem Besitz der Oldtimerfreunde Irgertsheim ist als Anschauungsobjekt im Jura-Bauernhof-Museum auf längere Zeit „eingeparkt“. Er ergänzt die Sonderausstellung im ersten Stock des ehemaligen Kipferlerhofs, in der man alles über die Geschichte der Traktoren aus Irgertsheim erfährt.
Festwochenende mit Oldtimer-Traktoren-Treffen
Die Fans von historischen Traktoren sollten sich das letzte Juli-Wochenende vormerken. Am 27. und 28. Juli werden sich im Jura-Bauernhof-Museum zahlreiche Oldtimer einfinden. Das Programm finden Sie auf der Webseite des Museums unter www.jura-bauernhof-museum.de
Kurz notiert:
Funk-Traktoren aus Irgertsheim – Bulldogs vom Dorf für‘s Dorf
Jura-Bauernhof-Museum
Schlosstraße 19
85122 Hofstetten
www.jura-bauernhof-museum.de