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    Es war knapp. Und ausgerechnet die Ausstellungsstücke, die einst auf dem Wasser unterwegs waren, drohten unterzugehen. Aber die römischen Schiffswracks im kelten römer museum in Manching wurden vom Juni-Hochwasser verschont. Die mobilen Hochwasserschutz-Elemente des Landkreises Pfaffenhofen, die rund um das Museum aufgestellt wurden, haben die Fluten abgehalten. Gleichzeitig hat das Team um Museumsleiter Tobias Esch etwa 600 Objektkisten und Exponate aus dem unteren Bereich des Museums in das Obergeschoss geschafft. Dem Augraben, der am Museum vorbeiführt, sieht man es nicht an, dass er so extrem über die Ufer treten kann. Der normale Pegel von 60 Zentimetern war auf 3,60 Meter (!) gestiegen, was noch einmal ein Meter mehr war als die höchste Meldestufe 4.

    Wassermassen versperren den Zugang über die Augraben-Brücke zum Museumsgelände (Foto Tobias Esch)

    Als die Fluten zurück gingen, ergab eine erste Inspektion der Räume: Das kelten römer museum blieb trocken, seine archäologischen Schätze nahmen keinen Schaden! Tobias Esch, der allen Hilfskräften einen großen Dank ausspricht, fiel ein Stein vom Herzen: „Wir haben 2022 mit dem Goldschatz schon ein Highlight verloren. Wenn jetzt das Highlight der Römerschiffe in Mitleidenschaft gezogen wäre, wäre das ein weiterer Schlag gewesen.“ Und doch ist auch das nur ein kleines Problem, wenn man auf die verheerende Flut blickt: „Mir tun die Menschen leid, die direkt betroffen waren. Unsere Nachbarn hier am Museum sind alle ̛ abgesoffen̛ . Und unser Mitgefühl gilt natürlich den Angehörigen der beiden Todesopfer in Pfaffenhofen und Schrobenhausen sowie denjenigen die alles verloren haben.“ Für das Museum, das vor 18 Jahren gebaut wurde, gilt es nun die Erfahrungen auszuwerten: „Wir werden in Abstimmung mit der archäologischen Staatssammlung Pläne überarbeiten und uns überlegen, wie wir in einem Hochwasser-Katastrophenfall vorgehen werden.“

    Einzigartiger Ort – einzigartige Objekte

    Manching ist laut Tobias Esch die am besten erforschte eisenzeitliche Siedlung und bedeutendste Keltenstadt Europas. Seit jeher wird hier gegraben und seit den 1950er Jahren finden systematische, wissenschaftliche Untersuchungen statt – bis heute gilt Manching als Referenzstätte für die Forschung. „Für die Latenèzeit ist Manching das, was Troja und Mykene für die Bronzezeit sind. Es gibt hier extrem viel zu entdecken!“ betont der Museumsleiter. Das gilt auch für sein Museum. Gerade jetzt: „Natürlich war der Goldschatz ein wichtiges Stück, aber zu sagen, hier gäbe es nichts mehr zu sehen, ist irreführend.“

    Das Manchinger Kultbäumchen und weitere Highlight-Funde zur keltischen Religion (Foto: Erich Reisinger)

    Mit dem über 2000 Jahre alten keltischen Kultbäumchen zeigt das Museum ein Objekt, das weltweit seines Gleichen sucht. Die Funde aus dem keltischen Oppidum würden allein schon ein erstklassiges Museum füllen – aber da sind ja noch die Römer. Und ihre Schiffe, die in den 1980er Jahren auf dem Barthelmarktgelände in Oberstimm gefunden wurden. Die zwei hölzerne Bootswracks aus der Zeit um 100 n. Chr.  sind die besterhaltenen römischen Militärschiffe nördlich der Alpen und damit ein Jahrhundertfund. „Aber auch im kleinsten Objekt kann man viel erkennen und eine Geschichte dahinter entdecken.“ Dazu empfiehlt sich ein Blick auf die Webseite: www.museum-manching.de/dauerausstellung/objekt-des-monats. Attraktionen gibt es im kelten römer museum also genug, auch ohne den Goldschatz. Dessen Diebe sind inzwischen festgenommen und 18 Goldklumpen, die vermutlich aus den eingeschmolzenen keltischen Münzen bestehen, wurden sichergestellt. Von 411 Münzen und einem goldenen Gusskuchen fehlt weiter jede Spur: „Ich habe keine große Hoffnung, dass noch etwas im Original vorhanden ist. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt,“ meint Tobias Esch.

    Aktionen, Vorträge und ein Science Slam

    „Wir sind kein Museum nur für das Bildungsbürgertum,“ betont der Leiter des kelten römer museums. Gerade Kinder sind eine wichtige Zielgruppe, für die regelmäßig spezielle Führungen und Workshops angeboten werden. Die Museumspädagogik ist in Manching sehr wichtig und auch den Audioguide gibt’s in einer Kinderversion.

    Kinder erkunden einen Teilnachbau der Oberstimmer Römerboote (Foto: Gerhard Nixdorf)

    Geschichte zum Anfassen und Mitmachen gab es auch beim Familiensonntag im September oder beim großen Museumsfest im vergangenen Jahr. Damals hatten rund 90 Akteure aus der Reenactment Szene das Leben der Kelten und Römer wieder lebendig werden lassen. Tausende Besucherinnen und Besucher waren begeistert: „Das können wir nicht jedes Jahr machen. Aber im Frühsommer 2026 zum 20jährigen Bestehen des Museums können wir uns wieder ein Museumsfest vorstellen.“ Im kommenden Jahr ist unter dem Arbeitstitel „Die römische Armee im Feld – Marsch, Lager und Versorgung“ eine Fortsetzung der Kooperation mit „Mules of Marius“ geplant. Die kleinen Römerfigürchen und das interaktive Programm dazu hatten in der Schau „Im Dienste Roms“ 10 000 Besucherinnen und Besucher begeistert.

    Das Museum mit Leben füllen – das gelingt auch durch die Manchinger Vorträge zur Archäologie und Geschichte in Kooperation mit dem Keltisch-Römischen Freundeskreis Manching e.V.. „Die Vortragsreihe läuft richtig gut!“ freut sich Tobias Esch. Einmal im Monat berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ihrer Forschung – und das vor einem gut besuchten Auditorium. Am 23. Oktober referiert Dr. Bernward Ziegaus (Archäologische Staatssammlung, München) über keltische Münzmeister, am 12. November ist Prof. Dr. Regine Schulz (Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim) mit einem Vortrag über die ägyptische Mumie Ta-cheru zu Gast (alle Termine unter www.museum-manching.de/veranstaltungen/vortraege).

    Ein großer Erfolg und echter „Brüller“ war der erste Sciene Slam im Museum, der im November 2022 stattfand. Nun steht die zweite Ausgabe an – und zwar am 22. November. Ein denkwürdiges Datum, denn am 22.11.2022 – kurz nach dem ersten Slam – ist der Goldschatz gestohlen worden: „Wir wollen den Tag positiv besetzen und fiebern auf den Science Slam hin!“ erklärt Tobias Esch.

    Foto: Jasmin Braun

    Der Science Slam, bei dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Bereichen ihre Kurzvorträge mit viel Humor präsentieren, ist laut Esch ein ideales Format für das Museum. Bei diesem Live-Wettbewerb treten sechs Forschende aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen auf der Bühne gegeneinander an. Sie alle haben jeweils 10 Minuten Zeit, um ihr Thema möglichst kreativ, witzig und ideenreich zu präsentieren. Durch den Abend führt Moderator Markus Strathaus. Als Slammer:innen mit an Bord sind dieses Mal: Frederic Auth (Provinzialrömische Archäologie), Patrick Günter Hanisch (Biotechnologie), Simon Hauser (Altgermanistik), Nina Miller (Physik), Arne Nisters (Chemie) und Denise Reitzenstein (Alte Geschichte). Wie ließen sich in einem mittelalterlichen Kloster Spaziergänge verbieten? Was haben wandernde Teenies und Erdöl gemeinsam? Und warum konnte es im römerzeitlichen Westerwald richtig gefährlich werden? Das sind nur einige der unzähligen Fragen, denen die hochspannenden Vorträge nachgehen.

    Der Kartenvorverkauf startet am 1. Oktober im Museum: „Und ich empfehle, diesen Vorverkauf auch zu nutzen.“ Gekämpft wird übrigens um das „kultige Goldbäumchen“, das der beste Slammer – ganz legal – mit nach Hause nehmen darf. (ma)

    Kurz notiert:
    kelten römer museum
    Im Erlet 2
    85077 Manching

    „Heureka“ Science Slam
    22. November, 19.30 Uhr

    Tel.: 08459/32373-0
    Mail: info@museum-manching.de
    www.museum-manching.de
    facebook.com/keltenroemermuseum/
    instagram.com/keltenroemermuseummanching/

    Busverbindung:
    Linie 16 (ZOB -Geisenfeld)
    Haltestellen:
    Manching – Schloßberg od. Zentrum

    Öffnungszeiten:
    Mittwoch bis Freitag
    9:30 bis 16:00 Uhr
    Samstag, Sonntag und Feiertage
    10:00 bis 17:00 Uhr

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