Generalsanierung des Eichstätter Doms abgeschlossen

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    Einladend. Irgendwie freundlich. In jedem Fall gründlich entstaubt. So präsentiert sich der frisch sanierte Eichstätter Dom den Pressevertretern beim Ortstermin. Die Herbstsonne tut ihr Übriges, um auch den Heiligen Willibald ins beste Licht zu rücken. Nach der offiziellen Domeröffnung am 20. Oktober werden sicherlich viele „Ahs“ und „Ohs“ im Gotteshaus erklingen – auch weil man lange darauf warten musste, den Dom wieder von innen zu sehen.

    Die Begeisterung über die gelungene Sanierung ist dem obersten Wächter des Doms (Summus Custos) Domkapitular Reinhard Kürzinger beim Rundgang anzumerken. Zwei Neugestaltungen fallen sofort ins Auge: Das Taufbecken ist (mit großem Transportaufwand) aus seinem Nischendasein geholt worden und befindet sich nun in der Mitte des Gotteshauses. Und weil einige Kirchenbänke entfernt wurden, ist eine Art neuer, spiritueller Mittelpunkt entstanden. Die zweite Neuerung ist zunächst einmal eine „Entfernung“, denn der 2014 installierte umstrittene Kerzenleuchter (im Volksmund „Raketenabschussrampe“ genannt) samt Evangeliar und Ambo ist verschwunden. Nun beherbergt die Altarinsel ein weitaus filigraneres, in warmen Gold- und  Brauntönen gehaltenes Ensemble des Künstlerbüros „Lutzenberger + Lutzenberger“ aus Bad Wörishofen: „In allen Gremien ist der Entwurf einstimmig durchgegangen. Da ist mir wirklich ein Stein vom Herzen gefallen,“ erklärt Reinhard Kürzinger.

    V.l.: Thomas Sendtner (Leiter des Bereichs Hochbau beim Staatlichen Bauamt Ingolstadt), Domkapitular Reinhard Kürzinger (Summus Custos), Claudia Grund (Kunsthistorikerin und Leiterin des Fachbereichs Kultur- und Denkmalpflege), Domkapitular und Dompfarrer Michael Harrer und Josef Heinl (Leiter der Abteilung Bau- und Stiftungswesen im Bischöflichen Ordinariat)

    Altarraum und Taufbecken sind aber nur ein kleiner Teil eines echten Mammutprojekts. „Das war eine vollständige Rundumerneuerung“, erklärt Josef Heinl, Leiter der Abteilung Bau- und Stiftungswesen im Bischöflichen Ordinariat. „Wir hoffen, dass es für die nächsten 700 Jahre reicht!“ meint er in Anspielung auf die 700 Jahre alte Bausubstanz. In vier Bauabschnitten ist das Gebäude generalüberholt worden – von den Turmuhren bis zur Orgel, von den Fenstern bis zur Sakristei. Selbst im Heilig-Geist-Loch wurde elegant ein Lüftungs

    Die meiste Arbeit steckt in den Bereichen des Doms, die man als Gottesdienstbesucher oder Tourist gar nicht sieht. Etwa im Dach und im Dachstuhl. „Die Hauptursache für die Sanierung waren Schäden im Dach-Tragwerk, aber auch in den Gewölben und im Mauerwerk. Natürlich wird bei einer solchen Generalsanierung auch der Innenraum entsprechend überprüft. Es ist innen und außen alles renoviert worden, was notwendig war,“ so Heinl. Dazu wurde das Gebäude auch auf den neuesten Stand gebracht, was Dämmung und Brandschutz anbelangt. Und die neue Beleuchtung durch die Lichtprofis der Firma Bamberger setzt dem Ganzen die (Licht)Krone auf: „Es ist wirklich jedes Kunstwerk sorgfältig im wahrsten Sinne ins Licht gesetzt worden. Und wenn man genau hinschaut, dann bemerkt man, dass die Beleuchtung es schafft, Schattenwurf zu vermeiden“, schwärmt Dr. Claudia Grund, Kunsthistorikerin und Leiterin des Fachbereichs Kultur- und Denkmalpflege im Bistum Eichstätt.

    Barrierefrei in den Dom

    Foto: Bistum Eichstätt/pde

    Ein wichtiges und zukunftsweisendes Thema der Generalsanierung war die Barrierefreiheit. Der Eichstätter Dom hat deshalb einen Aufzug bekommen, was für so ein geschichtsträchtiges Gotteshaus durchaus ungewöhnlich ist. Dafür ist ein Portal am Nordquerhaus wieder geöffnet worden, das 50 Jahre lang von innen vermauert war. Über den historischen Zugang kommt man in einen modernen Aufzug, der eineinhalb Höhenmeter überwindet und den Dombesucher und die Dombesucherin nun dort aussteigen lässt, wo vor der Sanierung der Taufstein stand. Das Epitaph derer von Eyb aus dem 15. Jahrhundert ist dafür ein Stück nach links gerückt, um Platz für den Aufzug zu schaffen.

    „Wir sind alle Dom!“

    Dass es sich bei der Generalsanierung um einen Kraftakt gehandelt hat, an dem viele Menschen mitgewirkt haben, wird beim Pressetermin auch klar. „Wir sind alle Dom!“ meint Domkapitular Reinhard Kürzinger. Und Josef Heinl dankt der Stadt und ihren Bürgern, den Pfarrmitgliedern der Dompfarrei für ihre Geduld, der Diözese und dem Domkapitel, die einen nicht unerheblichen finanziellen Eigenanteil aufbrachten sowie dem Freistaat Bayern, dem Staatlichen Bauamt Ingolstadt, allen Planern, Technikern, Handwerkern und Künstlern, die mit- und zusammengearbeitet hätten. Auch sein Team der Abteilung Bau- und Stiftungswesen im Bistum hat sich mächtig ins Zeig gelegt. Zwei Personen spricht Josef Heinl besonderen Dank aus, nämlich Martin Koller als Hauptverantwortlichen und Kirchenmaler Gerhard Hammerschmid, der nicht nur „der stille gute Geist der Baustelle“ war, sondern auch weitgehend alleine sämtliche Reinigungs- und Konservierungsarbeiten an der Innenausstattung zu stemmen hatte – „und uns damit erhebliche Kosten einsparte“.

    Frohe Botschaft vom Staatlichen Bauamt

    2019 ist mit der Generalsanierung begonnen worden, nun konnte sie nicht ganz wie geplant, aber auch nicht mit großer Verspätung abgeschlossen werden. Bekanntlich hatte ein Brand kurz vor dem ursprünglich geplanten Eröffnungstermin noch eine Verschiebung notwendig gemacht. Thomas Sendtner, der Leiter des Bereichs Hochbau beim Staatlichen Bauamt Ingolstadt, ist dennoch sehr zufrieden, denn es musste nichts nachjustiert werden: „Das ist unglaublich erfreulich. Und eigentlich ist das auch der regelmäßige Fall. Die Einzelfälle sind die, die bekannt werden und wo die Kosten explodieren. Aber wir freuen uns drüber und es ist auch der Leistung aller Beteiligten geschuldet, dass hier Zeit- und Kostenrahmen eingehalten wurden.“

    So darf der neue, alte Dom also von Gläubigen und Kunstinteressierten, von Einheimischen und Gästen wieder mit Leben erfüllt werden. Darauf freut sich auch der frisch gebackene Dompfarrer Michael Harrer: „Der Dom hat über 12 Jahrhunderte das Schicksal der Stadt und ihrer Einwohner in Freud und Leid geteilt und wird dies auch in Zukunft tun“. (ma)

    Die Domsanierung in Zahlen:

    Dachstuhl:
    1500 klaffende Holzverbindungen repariert und ergänzt
    ca. 47 m³Holz verbaut
    14 gleichzeitig arbeitende Zimmererleute (zeitweise)

    Dacheindeckung:
    1800 m²  (= 95.000 Stück) Biberschwanzziegel
    1275 m² (= 16.000 Stück) Falzziegel
    200 Tonnen Gewicht der Dachdeckung  (was dem Gewicht von  ca. 160 Kleinwagen entspricht)

    Wärmedämmung/Belüftung:
    415 m³ Beflockung zur Dämmung
    2882 Plattenwürfel zur Stabilisierung
    Sensortechnik für automatische Fensteröffnung und Luftfeuchtigkeitsüberwachung

    Brandschutz:
    Branderkennung:  Rauchansaugsystem im gesamten Dachstuhlbereich
    Brandbekämpfung: Nebellöschanlage aus 557 m Rohren mit Düsen
    Wasserversorgung: 120 m Steigleitungen im Außenbereich

    Gereinigte und getünchte Flächen:
    Gewölbeflächen ca. 2400 qm
    Wandflächen ca. 3500 qm
    Pfeileroberflächen ca. 1300 qm

    Kosten:
    ca. 18.000.000 €
    Staatlicher Anteil: ca. 12.200.000 €
    Kirchlicher Anteil:  ca. 5.800.000 €

    Bauherr: Freistaat Bayern, Staatliches Bauamt Ingolstadt
    Eigentümer: Domkustoderiestiftung Eichstätt

    Festprogramm zur Domeröffnung:
    Ein Bischof als Kellner und Elektrobeats am Abend

    Am 20. Oktober, dem Kirchweihsonntag, wird das Bistum die Wiedereröffnung seines frisch sanierten Doms feiern, die Kathedrale öffnet wieder ihre Pforten. An der Schutzengelkirche, wohin die Domgemeinde vor fast fünf Jahren übergesiedelt war, beginnt der Tag um 9 Uhr mit einer Prozession: Die Festgemeinde zieht zum Dom zur Pfortenöffnung, die Bischof Gregor Maria Hanke vornimmt. Domkapitular Reinhard Kürzinger wird als Summus Custos (= oberster Wächter) den Bischof feierlich um die Wiedereröffnung bitten.

    Danach wird es unter der Leitung von Diözesanmusikdirektor Manfred Faig musikalische Darbietungen verschiedener Chöre und Ensembles im Dom geben. Um 10 Uhr beginnt die gottesdienstliche Feier. „Der Festgottesdienst richtet sich vor allem an die Stadtgemeinschaft und Familien, daher haben wir mit einer Kinderkirche ein extra Programm für die Kleinsten organisiert“, sagt Kürzinger. Die Kinderkirche wird während des Festgottesdienstes in der Batzenstube des Dompfarrheims stattfinden. Die Stabsstelle Kommunikation der Diözese streamt die Feierlichkeiten zur Wiedereröffnung des Doms auf der Bistumshomepage. Ab 9 Uhr kann man die Prozession zum Dom, die Pfortenöffnung, die musikalischen Beiträge der Dommusik sowie den Pontifikalgottesdienst – mit Gebärdendolmetscherin – miterleben unter www.bistum-eichstaett.de/live.

    Im Anschluss an den Gottesdienst wird es beim Fest auf dem Domplatz Gelegenheit zu Begegnung und Gespräch geben. In Hütten werden bayerische Tapas und Getränke angeboten. „Die Menschen und die Stadt mussten beinahe fünf Jahre auf ihr Wahrzeichen warten, daher möchten wir etwas zurückgeben. Unseren Dank möchten wir verdeutlichen, indem meine Mitbrüder vom Domkapitel und ich selber Schürzen anziehen und beim Domfest ausschenken werden“, sagt Bischof Hanke. Die Stadtkapelle bietet die musikalische Kulisse zu dieser Begegnung. Bei schlechtem Wetter wird die Feier in die Residenz verlegt. Von 14-16 Uhr werden im Halbstundentakt Führungen durch den Dom angeboten, Treffpunkte sind das Hauptportal, der Taufstein und die Altarinsel. Den liturgischen Abschluss des Tages bildet eine feierliche Vesper um 17 Uhr. Der Festtag endet mit der Veranstaltung „Dom meets Lights and Beats“. Bei einer Art „Silent Disco“ können Besucherinnen und Besucher die neue Lichtanlage mit Elektro-Beats auf Kopfhörern erleben.

    Bereits am Tag zuvor wird um 15 Uhr für etwa 20 Minuten ein festliches Geläut aller Glocken des Doms zu hören sein. Der Glockensachverständige der Diözese, Thomas Winkelbauer, erklärt am Pater-Phillip-Jeningen-Platz das Geläut für alle Interessierten. (pde)

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