Staub aus dem All: Mikrometeoriten im Jura-Museum

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    Sie fallen ununterbrochen vom Himmel. Aber sie fallen nicht auf. Mikrometeoriten sind wie der Name schon sagt sehr kleine Meteoriten. Und weil sie so winzig sind, hat man sie erst in jüngster Zeit so richtig „ernst“ genommen. Die Sonderausstellung „Mikrometeoriten – Staub aus dem All – überall!“ im Jura-Museum auf der Eichstätter Willibaldsburg schickt die Besucherinnen und Besucher auf eine spannende, extraterrestrische Reise, die auf dem eigenen Dach beginnen könnte.

    Was macht die Schüssel mit Erdbeeren in der Ausstellung? Sie symbolisiert den Beginn einer besonderen wissenschaftlichen Reise. Der norwegische Jazz-Musiker Jon Larsen hatte im Sommer 2009 eine solche Schale auf seinem Terrassentisch stehen und dort – trotz intensiver Reinigungsaktivität – plötzlich einen winzigen, schwarzen Krümel entdeckt. Einen, der nur vom Himmel gefallen sein konnte. Er ging als der erste Mikrometeorit im bewohnten Raum in die Wissenschaftsgeschichte ein. Fortan gelang es ihm, weitere Exemplare zu finden, etwa auf Hausdächern oder in Regenrinnen. Und es wird weiter fleißig gesammelt.

    Dr. Christina Ifrim (wissenschaftliche Leiterin Jura-Museum) und Jan Braly Kihle, Chef-Geologe am Institute for Energy Technology (IFE)

    Aber weil diese kosmischen Staubpartikel mit einer Größe von 100 – 400 µm mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind, brauchte es jemanden, der imstande war, diese Botschafter aus dem All sichtbar zu machen. Und hier kommt der Norweger Jan Braly Kihle, Chef-Geologe am Institute for Energy Technology (IFE), ins Spiel. Er entwickelte zusammen mit Jon Larsen ein spezielles, hochaufwändiges und zeitintensives Fotoverfahren („das extreme Gegenteil eines Schnappschusses“), das die Winzlinge in ihrer ganzen Vielfalt nicht nur für die Forschung, sondern auch für den Laien erkennbar macht. Das spektakuläre Ergebnis dieser Aufnahmen ist bis 5. Oktober 2025 in Eichstätt zu sehen.

    Blick in die Ausstellung (Foto: Jura-Museum)

    Jan Braly Kihle selbst war eigens zur Ausstellungseröffnung angereist (schwärmte übrigens sehr von Eichstätt) und erläuterte den geladenen Gästen, was es mit eben diesen Mikrometeoriten auf sich hat. „Das Material, das wir in diesen Mikrometeoriten finden, sprengt die Vorstellung“, erklärte er. „Bekannte“ wie Kupfer, Strontium und Nickel sind nachgewiesen worden, aber auch neue Mineralien und sogar Alkohol und Salz sowie Quasikristalle. „Es gibt so viele neue Materialien zu entdecken“, schwärmte Jan Braly Kihle, der darauf hinwies, dass solche Quasikristalle zum Beispiel das gesundheitsschädliche Teflon ersetzen können. „Alle 24 Stunden fallen 30 Tonnen Mikrometeoriten auf die Erde“, so der norwegische Wissenschaftler. Anders ausgedrückt: pro Jahr fällt ein Partikel mit einem Durchmesser von 0,1 mm auf eine Fläche von einem Quadratmeter.

    Prof. Dr. Stefan Hölzl, Leiter des RieskraterMuseums in Nördlingen

    „Einschläge aus dem Weltraum sind etwas völlig Alltägliches,“ betont auch Prof. Dr. Stefan Hölzl, Leiter des RieskraterMuseums in Nördlingen. „Durch die Beschäftigung mit dem Thema ist man draufgekommen, dass der Anteil an der Masse der Erde, die ja als Staubkorn angefangen hat und sich wie ein Schneeball vergrößert hat, durch diese winzigen Teile genauso hoch ist wie durch die großen Brocken, die hier eingeschlagen sind.“ In seinem Museum ist die Sonderschau konzipiert worden, die nun in Eichstätt Station macht. Das Thema der Winzlinge aus dem Weltall hat auch ihn absolut gepackt: „Manche Leute vermuten sogar, dass einige der Mikrometeoriten von außerhalb unseres Sonnensystems kommen.“ Die Begeisterung teilt die wissenschaftliche Leiterin des Jura-Museums Dr. Christina Ifrim, die zur Ausstellungseröffnung neben Jan Braly Kihle, Prof. Dr. Stefan Hölzl, dem stellvertretenden Landrat Sven John und Martina Edl (3. Bgm. Eichstätt) auch den Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB), Prof. Dr. Dr. Joris Peters begrüßen durfte. Letzterer hat die Ausstellung schon in Nördlingen bewundert: „Ich sehe sie zum zweiten Mal und bin zum zweiten Mal ein glücklicher Mensch!“ Die Schau, die offenbar Glücksgefühle auslösen kann, ist noch bis 5. Oktober im Sonderausstellungsraum im Gemmingenbau der Willibaldsburg zu sehen. (ma)

    Die SNSB Regionalmuseen:
    Zu den 5 Regionalmuseen der SNSB zählen das Jura-Museum Eichstätt, das Naturkundemuseum Bamberg, das RieskraterMuseum Nördlingen, das Urwelt-Museum Oberfranken und das Bionicum Nürnberg.

    Über das Jura-Museum Eichstätt
    Im Jura-Museum in Eichstätt sind insbesondere Fossilien der Solnhofener Plattenkalke aus den Steinbrüchen der Region zu sehen. Zu den eindrucksvollen Versteinerungen aus der Jura-Zeit vor 150 Millionen Jahren gehören das Eichstätter Exemplar des berühmten Urvogles Archaeopteryx, das Fossil des Jahres 2020, und das weltweit einzige Exemplar des Raubdinosauriers Juravenator. Wissenschaftlich betreut wird die Sammlung von den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns. Trägerin des Museums ist die Stiftung Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Der größte Teil der Sammlung befindet sich im Besitz des Bischöflichen Seminars St. Willibald in Eichstätt.

    Kurz notiert:
    Mikrometeoriten
    bis 5. Oktober 2025
    Jura-Museum
    Willibaldsburg
    Burgstraße 19
    85072 Eichstätt
    Öffnungszeiten im April bis September von 9 bis 17 Uhr. Das Museum ist montags geschlossen, Informationen: www.jura-museum.de

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