„In jedem zweiten Bier der Welt steckt Hallertauer Hopfen!“ Das sagt einer, der es wissen muss: Christoph Pinzl ist Leiter des Deutschen Hopfenmuseums in Wolnzach, Kulturwissenschaftler und Biersommelier. Das Museum gibt es nun seit 20 Jahren und Pinzl war von Anfang an (und auch in der langen Vorbereitungsphase) mit dabei.

Das auffälligste Objekt im Museum, das einen gleich beim Betreten empfängt, ist die größte Hopfendolde der Welt. Hier kann die Reise in die Geschichte dieser besonderen Pflanze beginnen, die so wichtig für die Hallertau ist. Aber warum ist der Hopfen für das Bier so wichtig? „Er sorgt dafür, dass das Bier stabiler, nicht sauer und besser haltbar wird,“ erklärt Dr. Christoph Pinzl. Hopfen wirke wie ein Antibiotikum, weshalb früher beispielsweise Tuberkulose mit Hopfen behandelt wurde. Dazu ermöglicht er ein geschmackliches Gegensteuern: „Ohne Hopfen wäre das Bier eine süße Angelegenheit.“ Im Museum erfährt man dazu alles über Anbau („es braucht eine bestimmte Lichtdauer“), Wirkung, Inhaltsstoffe, Verwendung und Vertrieb der Pflanze, die schon 1860 etwa von Bayern nach Brasilien exportiert wurde. Der Hopfenanbau entwickelte sich bereits im 19. Jahrhundert zu einem wichtigen Wirtschaftszweig: „Zehn Prozent des Staatshaushalts wurden um 1900 mit Bier verdient“, so Pinzl. Den Bauern in der Hallertau gelang es dabei, die Qualität ihres Produkts zu halten. Heute kommt ein Drittel des Weltbedarfs aus dieser Kulturlandschaft zwischen München, Ingolstadt, Regensburg und Landshut.
„Wir sind kein Biermuseum!“
Weil es kaum ein Bier auf der Welt gibt, das ohne Hopfen gebraut wird, ist das Thema Bier natürlich im Museum vertreten. Und auch das Bayerische Reinheitsgebot findet selbstverständlich Beachtung. „Wir sind aber kein Biermuseum“, gibt Christophe Pinzl zu bedenken. Die große Mühsal, die man auf sich genommen hat, soll hier gezeigt werden: „Mehr Arbeit als Hopfenanbau geht nicht.“ Die Pflanzen in den Boden zu bringen, Gerüste zu bauen, die Drähte per Hand anzubringen und dann den Hopfen zu zupfen ist immer noch schwere Arbeit, auch wenn die Mechanisierung einige Vorteile brachte.

Die letzten Hopfenzupfer waren Mitte der 1960er Jahre in der Hallertau im Einsatz, viele davon kamen aus dem Bayerischen Wald. Nach dem Zupfen kommt das Trocknen. Auch hierzu gibt es im Museum viel zu entdecken, ebenso zum Pflanzenschutz und der damit einhergehenden Gründung des Hopfenforschungszentrums Hüll, zur Hopfenverarbeitung zu Pellets oder Extrakt und zum Hopfenhandel. Im 19. Jahrhundert waren viele Händler Juden, Zentrum des Handels war übrigens die Region Nürnberg.
21 Jahre Vorbereitung
Die Geschichte des Hopfenmuseums beginnt bereits 1984. Damals hat sich der Verein gegründet, der die Einrichtung eines Museums zum Ziel hatte. Es dauerte 21 Jahre, bis es soweit war: „Ich hatte bis dahin allein schon fünf Konzepte erstellt,“ erinnert sich Christoph Pinzl. Träger des Museums ist der Zweckverband Deutsches Hopfenmuseum, ein Zusammenschluss aus dem Bezirk Oberbayern, dem Landkreis Pfaffenhofen a.d. Ilm, dem Markt Wolnzach und dem Verein Deutsches Hopfenmuseum e. V. Wolnzach. Im Juni 2005 ist das Museum, das sich architektonisch an einen Hopfengarten anlehnt und mit 4,5 Millionen Euro kostengünstig war, schließlich mitten im Ort eröffnet worden. „Das Museum hat von Anfang an eingeschlagen. Die Hallertau ist keine Tourismusregion Die Leute kamen wegen uns.“
Zum 20. Geburtstag des Museums gibt es keinen Festakt oder ähnliches. Für den Herbst ist eine Sonderausstellung zum Thema „Biodiversität“ geplant. Aber man kann sich geballtes Hopfenwissen mit nach Hause nehmen. Gerade ist das Buch „Hopfen – Biographie einer Pflanze“ von Christoph Pinzl erschienen. „Fürs Museum haben wir 21 Jahre gebraucht, für das Buch nur 20“, schmunzelt der Hopfenexperte. Das gewichtige Werk ist im Hopfenmuseum erhältlich. Im Übrigen ist der Museumsshop ein perfekter Ort, um Souvenirs und Geschenke mit Hopfennote zu erstehen.
Kulturelles Zentrum der Marktgemeinde
Rund 550 Veranstaltungen von der Führung über Bierseminare mit Christophe Pinzl bis zum Konzert werden pro Jahr im Hopfenmuseum durchgeführt. Der Ort ist weit mehr als eine Anlaufstelle für Hopfen-Interessierte und Touristen. „Wir sind auch das kulturelle Herz Wolnzachs,“ freut sich der Museumsleiter. Regelmäßig sind hier auch Künstlerinnen und Künstler zu Gast, so steht im Herbst (17. Oktober) eine „Irish Night“ mit Na Ciotogi auf dem Programm und am 16. November ist C.B. Green mit seinem legendären Songwriter´s Special zu erleben. Eine Veranstaltung von Weltrang gilt es außerdem für 2026 zu organisieren, denn dann findet hier der Welthopfenkongress statt. (ma)
Buchtipp:
Christoph Pinzl
Hopfen – Biographie einer Pflanze
1000 Jahre Hopfen in Deutschland
Schriftenreihe des Deutschen Hopfenmuseums
ISBN 978-3-929749-12-0
Erhältlich im Hopfenmuseum und im regionalen Buchhandel
Kurz notiert:
Deutsches Hopfenmuseum
Elsenheimerstraße 2
85283 Wolnzach
Telefon 0 84 42 / 75 74
info@hopfenmuseum.de
www.hopfenmuseum.de
Webshop: www.hopfen-laden.de
Öffnungszeiten:
Di – So
10 – 17 Uhr
Bushaltestelle:
Hopfenmuseum, Elsenheimerstraße