Was tun, wenn dem Esel ein Ohr fehlt? Oder das Krönchen bei einem der heiligen drei Könige abgebrochen ist? Dann bringt man diese lädierte Krippenfigur nach Eichstätt. In der Ausstellung zum 25-jährigen Bestehen der Eichstätter Krippenfreunde kann man sie nämlich reparieren lassen – zwischen den ausgestellten Szenen von Christi Geburt befindet sich eine kleine Werkstatt, in der die Profis Hand anlegen.
55 verschiedene Darstellungen von Christ Geburt sind derzeit in einem Leerstand in der Westenstraße 15 in Eichstätt zu sehen – von der Mini-Variante in der Walnussschale über die prächtige Version im barocken Stil bis zur abstrakten Künstlerkrippe oder einer mit beweglichen Figuren. Mit dieser Ausstellung feiern die Krippenfreunde ihr Vereinsjubiläum und machen deutlich, dass Krippen, obwohl das Thema immer das selbe ist, doch eine höchst individuelle Angelegenheit darstellen. „Es hat sich über die Jahrhunderte ergeben, dass jeder Landabschnitt seine Krippen nach seiner Region gestaltet,“ erklärt Tassilo Pfrommer, der Vorsitzende der Eichstätter Krippenfreunde. Er war schon vor 25 Jahren beim „Gründungstreffen“ mit Sepp Rubenberger, Hans und Peter Pöppel dabei: „In unserer besten Zeit hatten wir 18 engagierte Mitglieder. Heute sind es nur noch zehn, da es mit dem Nachwuchs wie überall recht schwierig ist.“ Umso beachtlicher, was der kleine Verein mit der Ausstellung und dem Eichstätter Krippenweg auf die Beine gestellt hat. Wie bei vergangenen Ausstellungen wird der Erlös gespendet – dieses Jahr geht er an die ELISA Familiennachsorge.
Als Erfinder der Krippe gilt der Heilige Franziskus von Assisi. Er hat die Weihnachtsgeschichte mit lebendigen Personen inkl. Ochs und Esel in einer Höhle nachspielen lassen. „Er nutzte diese anschauliche Szenerie, um den Gläubigen, die nicht lesen und schreiben konnten, das Weihnachtsevangelium näher zu bringen“, so Pfrommer. Mitte des 16. Jahrhunderts tauchen die ersten Krippen auf und sie waren nicht immer willkommen. So hatte beispielsweise Kaiserin Maria Theresia das Aufstellen von Krippen verboten.
Unvorstellbar! Wo Krippen doch viel mehr sind, als reine Darstellungen eines biblischen Geschehens. Das betonten bei der Ausstellungseröffnung (musikalisch umrahmt vom Klarinetten-Quartett des Gabrieli-Gymnasiums) auch Salesianerpater Stefan Weig und Pfarrer Alfred Grimm. Sie sind persönliche Erinnerung- und Sehnsuchtsorte. „Wenn Sie die verschiedenen Krippen anschauen, dann entspringen sie nicht nur dem Armutsideal des heiligen Franziskus. Das war nicht der Grund, warum sie sich so verbreitet haben. Der Grund war, weil Menschen zu jeder Zeit diesem Jesus etwas von sich selber hineinlegten,“ betonte Alfred Grimm.
Viel Arbeit legt seit vielen Jahren Krippenfreund Josef Tratz in seine Krippen. Und das sieht man. Mehr als die Hälfte der ausgestellten Krippen stammt von ihm. Juragestein, Edelstahl, Beton, ein Holzbalken aus der 1917 abgebrannten Eichstätter Peterskirche, eine Zentrifuge aus einem Krankenhaus oder Ausgleichbehälter einer Heizung und mehr hat er verwendet. Vor seiner Krippenbauleidenschaft ist nichts sicher, wenn er unterwegs ist und ihm passendes „Baumaterial“ begegnet: „Das passiert oft!“ schmunzelt er. Die prächtigste Krippe in der Ausstellung ist eine Szene mit neapolitanischen Krippenfiguren, die von Barbara Rehder eingekleidet wurden. Und ein König trägt ganz besonderen Stoff: „Der Stoff ist aus dem bayerischen Königshaus und wurde mir von einer Restauratorin vermacht.“
Die Jubiläumsausstellung der Krippenfreunde in der Westernstraße 15 ist bis zum 14. Dezember geöffnet – immer freitags von 16 bis 19 Uhr und samstags und sonntags jeweils von 14 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Die Ausstellung in Eichstätt wird von einem Krippenweg ergänzt, der durch die Innenstadt führt. Bis 6.Januar können in den Schaufenstern der Geschäfte historische und moderne Krippen bewundert werden – Krippenquiz inklusive.
Und wer seine Leidenschaft für Krippen mit den Freunden teilt, der kann gerne mit einsteigen – egal ob Anfänger oder Profi. Melden kann man sich bei Tassilo Pfrommer, Tel. 08422 9869159. (ma)
