Alles so neo im Stadtmuseum Ingolstadt

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    Ganz schön „posh“, was da im Ingolstädter Stadtmuseum zu sehen ist. Auch im 19. Jahrhundert war man um sein Image bedacht und die „High Society“ des Bürgertums zeigte gerne, was sie hatte. Einen prächtigen Fantasievogel aus vergoldetem Silber, Emaille und Schmucksteinen zum Beispiel, der als Tafelaufsatz diente und um 1880 in Wien von Hermann Böhm hergestellt wurde. Aktuell ist dieses Prachtstück in der Ausstellung „Neo – Von der Suche nach bürgerlicher Identität im 19. Jahrhundert – Früher war alles besser!“ zu bewundern.

    Der Fabelvogel aus der Sammlung Ott, die sich seit 2017 als Dauerleihgabe im Stadtmuseum befindet, ist ein Hingucker der Schau, die das 19. Jahrhundert und seinen Historismus beleuchtet. Weitere Tafelaufsätze, prächtige Pokale, Silbergeschirr und mehr zeugen vom „Lifestyle“ eines Bürgertums, das sich in seiner künstlerischen Formensprache bei Vorbildern vergangener Epochen von der Antike bis zur Renaissance bediente. Neo war angesagt. Damit wollte man die Zeitgenossen auch beeindrucken: „Jeder, der etwas auf sich gehalten hat, musste eine gute Stube haben – ein Raum, der rein der Repräsentation galt und nur geöffnet wurde, um Besuch zu empfangen,“ erklärt Ausstellungskuratorin Kathrin Koch. „Das ging auch zu Ungunsten der finanziellen Verhältnisse. Man hat gespart und in beengten Räumlichkeiten gewohnt, Hauptsache man hatte seinen Repräsentationsraum, um nach außen zeigen zu können, dass man dazu gehört.“

    v.l. Ausstellungskuratorin Kathrin Koch, Museumsleiterin Beatrix Schönewald, Museumspädagogin Christina Nickl und Maxine Muschaweck (Bundesfreiwilligendienstleistende) in der “guten Stube”. Es ist ausdrücklich erlaubt, auf dem Sofa Platz zu nehmen.

    Die Flucht in historische Themen steht der Industrialisierung im 19. Jahrhundert gegenüber. Die Ausstellung wirft einen Blick auf technische Entwicklungen wie die Einführung der Eisenbahn (1874 wurde der Hauptbahnhof in Ingolstadt eröffnet), das Familienleben und die Gesellschaft in Ingolstadt. Hier tauchen Ratsherren wie Franz Xaver Ostermair (Begründer des Historischen Vereins) oder die Künstlerin Luise Schröpler auf und mit dem Portrait der Familie Eisenreich ist die klassische Familie mit dem Patriarchen als unbestrittenem Oberhaupt zu sehen. Ein architektonisches „Statement“ setzen die Ingolstädter im 19. Jahrhundert mit einem Rathaus (heute Altes Rathaus) im Stil der Neorenaissance. 1882 bis 1884 wird es nach Plänen von Gabriel von Seidl aus vier Häusern aus dem 16. Jahrhundert (um)gebaut. Die Justitia, die man heute auf dem Dach sieht, ist übrigens nicht das Original. Dieses befindet sich längst im Stadtmuseum und ist aus der Dauerausstellung in diese Sonderschau „umgezogen“. Und so gibt es noch viel mehr zu entdecken (etwa zwei Spitzweg-Gemälde und ein Raum, der ganz dem Thema Bier aus Ingolstadt gewidmet ist) bei dieser Reise in eine Zeit, die mit ihrer „Realitätsflucht“ und der Zuschaustellung des eigenen (vermeintlichen) Wohlstands gar nicht so weit weg von unserer entfernt scheint. (ma)

    Kurz notiert:
    Stadtmuseum Ingolstadt
    Neo – Von der Suche nach bürgerlicher Identität im 19. Jahrhundert – Früher war alles besser!
    bis 12. Januar 2025
    Auf der Schanz 45
    85049 Ingolstadt
    zentrumstadtgeschichte.ingolstadt.de/Stadtmuseum/

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