Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten. Diese alte Fußballerweisheit, die Sepp Herberger zugeschrieben wird, kann mit Blick auf die „Elf Freunde“ schon mal modifiziert werden. So ein Freundschaftsspiel wie im September gegen das Team von ASAP ist dann zu Ende, wenn die Pizza kommt. Sieger? Verlierer? Egal. Es zählt die gemeinsame Zeit.
Die „Elf Freunde“ sind eine besondere Fußballmannschaft, denn sie besteht aus Kickern mit geistigen Einschränkungen, die in den Lebenshilfe Werkstätten der Region 10 arbeiten: „Momentan sind wir 24. Wir haben auch immer wieder Gastspieler dabei, die sich anschauen, ob es etwas für sie ist. Es ist eine offene Gruppe“, erklärt Dirk Seifert von der Lebenshilfe Ingolstadt. Er ist der Mannschaftsbetreuer des Teams, das nun in die neue Saison gestartet ist. Die Spieler sind zwischen 18 und 58 Jahren alt und so unterschiedlich wie die Altersklassen sind auch die Beeinträchtigungen vom Down-Syndrom bis zur Hörschädigung mit nur leichter geistiger Beeinträchtigung. Jeden Freitagnachmittag wird unter der Anleitung von Manuel Goldmann und Wolfgang Ultes auf dem Gelände des FC Ingolstadt 04 trainiert. Das Team spielt in der ersten von drei Ligen, die vom Lebenshilfe-Dachverband organisiert werden. Dazu kommt die Teilnahme an Turnieren und Meisterschaften, wie der Bayerischen Inklusionsmeisterschaft beim 1. FC Nürnberg im Oktober.
Kapitän der „Elf Freunde“ ist Daniel Feck: „Mein Ziel ist immer Platz eins. Aber wir müssen an uns arbeiten. Deswegen machen wir das hier jeden Freitag bei jedem Wetter. Es ist jedes Mal eine besondere Herausforderung, wenn man irgendwo hinfährt und man ist ein bisschen aufgeregt. Aber wir als Team schaffen das.“
„Eine rote Karte brauchen wir eigentlich nie“
Gespielt wird überwiegend im Kleinfeld und einige Regeln sind mit Blick auf die Handicaps der Spieler angepasst worden: Ein Abstoß über die Mittellinie ist nicht erlaubt, Bälle werden aus dem Seitenaus nicht eingeworfen, sondern eingerollt und Grätschen ist im Handicap-Fußball verboten. Fliegendes Ein- und Auswechseln ist während des Spiels möglich. Wichtig: Fairplay! Beim Zuschauen kann man durchaus beobachten, dass sich über gelungene Spielzüge und platzierte Schüsse gefreut wird, auch wenn sie der Gegner aufs eigene Tor abgeliefert hat. „Es gibt wenig Fouls. Eine rote Karte brauchen wir eigentlich nie“, betont Dirk Seifert. „Natürlich geht es auch um Pokale, aber es geht um die Gemeinschaft und darum, jeden mitzunehmen, egal welche Einschränkung er hat.“
Die „Elf Freunde“ sind nicht nur aktive Fußballer. Sie sind auch Mitglieder im FC Ingolstadt 04 und Fans des Ingolstädter Vereins. Dass man seit 2016 auf demselben Trainingsplatz gleich hier am Audi Sportpark aktiv ist wie die Profimannschaft, ist ein Zeichen der Wertschätzung. „Die Profis hatten vorher Training, dann sind sie vorbeigelaufen und da gibt es schon mal ein High-Five. Das ist einfach schön“, freut sich Alexandra Vey, die beim FCI für die Schanzengeber-Sozialprojekte zuständig ist. Diese Wertschätzung zeigt sich auch am Outfit der „Elf Freunde“, denn es ist genau das, das auch die Profis tragen. „Sie sind komplett integriert in die Schanzer Familie. Sie fahren auf Turniere, laufen im selben Trikot auf und sind bei Sommerfesten und den Weihnachtsfeiern dabei“, so Vey.
Mit dabei an diesem Tag ist auch Simon Lorenz. Der Verteidiger des FC Ingolstadt 04 hat gerade die Übergabe der neuen Trikots an die „Elf Freunde“ begleitet und zuvor „inoffiziell“ ein bisschen mit gekickt. Er hat des Öfteren ein Auge auf die Jungs: „Das ist echt cool. Wir sehen das ja öfter, dass sie hier trainieren. Es ist einer super Sache, dass das hier organisiert wird. Da kann man weiter machen und drauf aufbauen.“ Umgekehrt haben die Spieler des Inklusionsteams auch die Profis im Blick: „Die Jungs kennen uns alle und waren auch schon im Stadion Wir freuen uns natürlich, dass sie uns so unterstützen und versuchen auch etwas zurückzugeben.“ Die Leistung der Profis wird von den „Elf Freunden“ dabei durchaus kritisch analysiert und die Analyse bei nächster Gelegenheit auch an den Mann gebracht, wie Simon Lorenz an diesem Nachmittag erfahren hat: „Der erste Satz bei der Begrüßung war: Was war denn am Wochenende los? Aber das ist auch o.k.“ Es hat übrigens schon FC Profis gegeben, die im Team der „Elf Freunde“ mitgespielt haben, denn Inklusionsmannschaft bedeutet, dass auch Spieler ohne Beeinträchtigung teilnehmen können.
Auf zum Lokalderby in Eichstätt
Die „Elf Freunde“ aus Ingolstadt sind am 3. Oktober beim ersten Fußballturnier für Inklusionsteams beim VfB Eichstätt am Start. Los geht’s um 11 Uhr, auf dem Kunstrasenplatz des VfB Eichstätt. Es treten an:
Fußballhelden – das Inklusionsteam des VfB Eichstätt
Sturmkickers Niederroth
Elf Freunde Ingolstadt
TSV 1860 München
Kurz notiert:
Elf Freunde
Inklusionsmannschaft
Training:
Jeden Freitag
13 – 15.30 Uhr
Audi Sportpark Trainingsgelände
www.lebenshilfe-ingolstadt.de/beraten-und-freizeit/sportangebote.html
www.fcingolstadt.de/elf-freunde/
(ma)