Tourismus in Zeiten von KI und Digitalisierung

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    „Gehen Sie den Weg der Digitalisierung weiter!“ Mit diesem Aufruf gab Johann Niggl (Abteilungsleiter Tourismus im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus) das Startsignal für das Tourismusforum Oberbayern im Maritim Congress Centrum Ingolstadt. Bayern als der Tourismusstandort Nummer eins in Deutschland hat ein äußerst erfolgreiches Jahr 2023 hinter sich. In Oberbayern gab es sogar einen Übernachtungsrekord. Nun richtet sich der Blick in die Zukunft, in der das Thema Künstliche Intelligenz unumgänglich ist. Die Digitalisierung ist im Tourismus bereits allgegenwärtig. Im Umkehrschluss heißt das auch: wer zum Beispiel nicht im Internet präsent ist, der existiert eigentlich gar nicht.

    „Tourismus neu denken im Zeitalter von KI und Digitalisierung“ lautete das Thema des Tourismusforums, das vom Tourismus Oberbayern, der IHK für München und Oberbayern und dem Bezirk München der DEHOGA Bayern veranstaltet wurde. Bevor es thematisch in die Tiefe ging, stellte IFG-Vorstand Georg Rosenfeld die „Boomtwon Ingolstadt“ vor, die sich im Lauf ihrer Geschichte mehrfach einem Wandel unterzog – von der Stadt der Gelehrten über die Festungsstadt, vom bayerischen „Öldorado“ zur Automobil-Stadt. Aktuell befinde man sich auf dem Weg zur Technologie- und Wissenschaftsstadt. „Der Tourismus ist im Aufwind“, erklärte er. Im Jahr 2023 lagen die Übernachtungszahlen 15 Prozent über dem Vor-Corona-Wert von 2019.

    Wie KI im Tourismus eingesetzt werden kann, erläuterte Arno Scharl (Modul Universität Wien). So können Daten für die Vorhersage von Mobilitätsengpässen genutzt werden oder sogar „Daten der Zukunft“ ausgelesen werden, etwa wenn es um bevorstehende Ereignisse wie die Fußball-EM geht. In der anschließenden Diskussion betonte er: „KI wird omnipräsent sein.“

    Eine radikale Umstrukturierung ihrer Buchungsplattform präsentierten Christiane Schupp und Sylvia Zenthöfer von der GaPa Tourismus GmbH aus Garmisch-Partenkirchen. Dadurch wurden z.B. die angeschlossenen Übernachtungsbetriebe vom Schriftverkehr entlastet, gleichzeitig stiegen die Buchungszahlen deutlich. Mit Blick auf die Zukunft von Fremdenverkehrsbüros erklärten sie, dass auch in Zukunft Menschen mit Menschen sprechen wollen.

    Auf dem Podium stellte mit Holger Lortz ein „eCoach“ seine Arbeit vor. Sein Einsatzgebiet ist das Tölzer Land. Hier hilft er Beherbergungsbetrieben jeder Größe bei der Digitalisierung: „Wir müssen da zum Teil noch überzeugen, das Fax abzustellen und eine E-Mail einzurichten.“ Wichtig sei es, das Bewusstsein bei den Gastgebern zu schaffen, dass alle Vorteile aus der Digitalisierung ziehen – vom Gast bis zum Gastgeber.

    Catherine Schrenk im Gespräch mit Holger Lortz, Manuel Knill, Arno Scharl und Sylvia Zehenthöfer

    Manuel Knill, Leiter Standortmarketing und Tourismus der IFG Ingolstadt, ging auf die Planungen für Ingolstadt ein. Es ginge hier nicht nur darum, bestehendes zu digitalisieren, sondern Produkte z.B. zu den Themen Illuminaten oder Frankenstein zu entwickeln, diese dann über größere Plattformen auszuspielen oder sie beispielsweise an die Besucher und Besucherinnen des Ingolstadt Village (3 Millionen/Jahr) zu vermitteln. Knill betonte, wie wichtig die Datenerhebung für eine zukunftstaugliche Ausrichtung der touristischen Angebote sei. Das große Ziel sei ein „Co-Pilot“ für die Hosentasche, der Gäste mit allen relevanten Informationen versorgt. Zur Zukunft von Touristinformationen meinte er, dass diese sich in der klassischen Form nicht mehr lange halten würden. Deswegen versuche man in Ingolstadt eine Shop-Situation zu etablieren und nachhaltig produzierte Produkte als ein Stück Stadt zum Mitnehmen (Motto „made in Ingolstadt“) anzubieten.

    Menschliche Schwachstellen und künstliche Helfer

    „Cyberwar ist unser Tagesgeschäft.“ So stellte sich Marc Maisch, Fachanwalt für IT-Recht vor. Er ging auf die Bedrohungen ein, denen Computer, Smartphones und Co. täglich ausgesetzt sind. Die meisten kämen aus den USA, dann folge aber bereits Deutschland. Er wies auf die Schwachstellen von Betriebssystemen hin, ging auf gefälschte Websites, gestohlene Identitäten und Datenklau ein. So manch einem Gast wurde da ganz flau im Magen. Manch eine App wurde wohl noch an Ort und Stelle vom eigenen Smartphone gelöscht. Der Experte legte den Anwesenden vor allem eines ans Herz: „Trainieren Sie ihre Mitarbeiter. Sie sind die menschliche Firewall!“

    Thomas Felbermaier (DEHOGA Kreisvorsitzender Neuburg-Schrobenhausen) und von Catherine Schrenk (Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Ingolstadt) mit Roboter Jamie.

    Heimlicher Star der Veranstaltung war Serviceroboter Jamie, der Obst und mehr servierte und dazwischen schon mal ein Tänzchen hinlegte. Er – oder sie – ist einer von zahlreichen Robotern, die bei Beckerrobotics entwickelt werden. Firmeninhaber Rainer E. Becker erläuterte die Möglichkeiten, diese künstlichen Kollegen in Hotellerie und Gastronomie einzusetzen. „Sie können mehr als Schnitzel an den Tisch bringen“, betonte er. Auskünfte erteilen, Buchungen, digitale Meldescheine ausfüllen, dolmetschen, Bewertungen abgeben, Umfragen durchführen – das und mehr hat so ein kleiner Alleskönner drauf. Und es gibt auch Modelle, die z.B. Getränkeautomaten enthalten, Zimmer reinigen oder die Spülmaschine einräumen. Den Einsatz dieser Helfer versteht Rainer E. Becker als Entlastung und Wertschätzung der Mitarbeiter.

    Und so war man beim Thema Personal angelangt. Der Mangel an Arbeitskräften ist gerade in der Tourismusbranche ein existenzgefährdendes Problem. Inwieweit hier die Digitalisierung helfen kann du wie man junge Leute für die Berufe der Branche begeistert, das war das Thema zweier Diskussionsrunden. „Digitalisierung ist kein Allheilmittel, aber sie kann unterstützen“, erklärte Alexander Fritsch (FH Graubünden). 10 bis 20 Prozent der Tätigkeiten ließen sich durch Digitalisierung einsparen. Bis jetzt habe dazu einfach das Knowhow und der Druck gefehlt. Die Technik da einsetzen, wo sie sinnvoll ist – das wünschte sich Christian Bär (Alpenhof Murnau) und Stefan Wild, der DEHOGA Vorsitzende des Fachbereichs Hotellerie in Bayern, forderte mehr Mut zur Veränderung. Ein digital gut aufgestellter Mitarbeiter sei äußerst wertvoll und „wie ein Revolvermann“, der sofort mit Informationen dienen kann. Der Umgang mit digitalen Medien und Hilfsmitteln sei für die Jugend selbstverständlich, daher müsse die Ausbildung auch hier viel mehr auf diese Themen eingehen.

    Denise Amrhein (Vorsitzende des IHK Tourismusausschusses) im Gespräch mit Alexander Fritsch, Christian Bär, Rainer E. Becker und Stefan Wild

    Zum Abschluss tauschten beim Generationentalk Nachwuchskräfte und „alte Hasen“ ihre Erfahrungen aus, wobei die Digitalisierung und digitale Kompetenzen auch hier einen großen raum einnahmen. Und doch sind es zutiefst menschliche Faktoren wie die Begeisterung für den Beruf, die Einfluss auf die Berufswahl haben. So meinte Christian Fischer, der den Gasthof zur Brücke in Kaufering von seinen Eltern übernommen hat, dass es auch darum gehe, den Ruf der Branche zu verbessern: „Wir sollten den jungen Leuten das Leben nicht so schwer machen wie früher!“

    Mit reichlich „Material zum Nachdenken“ verließen rund 130 Zuhörer aus ganz Oberbayern das Tourismusforum 2024 in Ingolstadt. „Mit der Wahl von Ingolstadt zum Gastgeber des Tourismusforums Oberbayern wurden die Augen der Öffentlichkeit auf eine Region gelenkt, die touristisch oft noch unterschätzt wird, in Sachen Tourismus jedoch über großes Potenzial verfügt. Unsere Region lädt zwischen dem Altmühltal im Norden und der Hallertau im Süden zu vielfältigen Attraktionen und Angeboten ein, die Reisende mehr als bisher für sich entdecken sollten. Um die Region touristisch besser zu vermarkten, um ihre Bekanntheit zu steigern, ist es wichtig, dass sich unsere touristischen Betriebe vor allem die Fortschritte in Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz zunutze machen. Der Austausch darüber auf dem Forum hat gezeigt, dass das Interesse daran riesig ist. Die Betriebe haben die Zeichen der Zeit erkannt – sie wollen digitaler, effizienter und innovativer werden und mit Hilfe von Technologien wie KI die Menschen besser erreichen, mehr Kunden gewinnen und letztendlich binden. Wir schauen zuversichtlich nach vorn – pack m’as an!“, so das Fazit von Catherine Schrenk, Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Ingolstadt. (ma)

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