Premiere: Geschichten aus dem Wiener Wald
Volksstück von Ödön von Horváth
Regie: Julia Prechsl
Musik: Fiete Wachholtz
Bühnenbild: Valentin Baumeister
Kostümbild: Miriam Waldenspuhl
Choreografie: Chris-Pascal Englund Braun
Mit: Péter Polgár (Alfred), Peter Reisser (Zauberkönig), Matthias Gärtner (Oskar), Fabio Savoldelli (Havlitschek), Chris-Pascal Englund Braun (Hierlinger Ferdinand), Manuela Brugger (Mutter), Kathrin Becker (Großmutter), Clara Schwinning (Marianne), Andrea Frohn (Baronin/Fräulein Emma), Nicola Lembach (Valerie), Theresa Weihmayr (Baronin / Fräulein Emma )
In einer stillen Straße mit Metzgerei, Trafik und Puppenklinik lebt Marianne, Tochter des Zauberkönigs. Sie soll den Metzger Oskar heiraten, einen wohlerzogenen, wohlhabenden Witwer. Marianne zieht es aber zuallererst zum zockenden Alfred hin, der sich auf Frauen und Pferdewetten spezialisiert hat. Sie sprengt das Kettenkonstrukt ihres Vaters und steuert auf die kommende Katastrophe zu.
Horváths Volksstücke verführen verlässlich zum vergnüglichen Verweilen. Klitzekleine Konfusionen, die Horváth seinen Figuren mit sprachlichem Schneid einzuhauchen vermag, deuten darauf hin, dass da unter der Oberfläche lauter Lügen lauern. »Geschichten aus dem Wiener Wald« polarisierte mit dieser Zweischneidigkeit die geneigten Gemüter. In einer dreivierteltaktigen Donauwalzer-schwangeren Atmosphäre zeigt er die darunterliegende, abartig-abgründige Bösartigkeit einer Gesellschaft, in dem er seine Figuren eine nach der anderen desillusionierend demaskiert.
Regisseurin Julia Prechsl: „In Horváths `Geschichten aus dem Wienerwald` bekommt die scheinbar heile Welt zunehmend Risse: Sexismus, Rassismus und Klassismus – die auch unsere Gegenwart prägen – fressen sich aus und in die Figuren, bis sie daran zerbrechen. Was die Protagonistin Marianne und eine emanzipierte, heutige Gesellschaft dem entgegenzusetzen haben, ist Fokus dieser Arbeit.“
25. März 2023, 19:30 Uhr, Großes Haus
Ödön von Horváth wuchs in Belgrad, Budapest, München, Preßburg und Wien auf. Nach einem Studium der Germanistik in München lebte er seit 1924 in Berlin, Salzburg, Murnau/Obb. und in Wien, von wo er 1938 über Umwege durch halb Europa in die Emigration nach Zürich, Amsterdam und Paris ging. Bei seinem plötzlichen Tod – ein vom Blitz gefällter Baum erschlug ihn auf den Champs Elysées – hinterließ er 17 Dramen und drei Romane, ein vierter mit dem Titel „Adieu Europa“ blieb unvollendet. 1933 verschwanden seine Stücke von den deutschen und bald auch von den österreichischen Bühnen, und erst in den späten 60er Jahren setzte eine Horváth-Renaissance ein, durch die er neben Brecht als der bedeutendste sozialkritische Dramatiker des deutschen Theaters in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts erkennbar wird.
Julia Prechsl wurde in Landshut geboren. Nach dem Abitur begann sie zunächst ein Studium der Theater- und Medienwissenschaften an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg und arbeitete als Regieassistentin in verschiedenen Produktionen, u.a. am Schauspiel Frankfurt, dem KULTURmobil und dem Staatstheater Stuttgart. Von 2013 bis 2017 studierte sie Regie für Schauspiel und Musiktheater (BA/MA) an der Theaterakademie August Everding bei Prof. Sebastian Baumgarten. Im Fachmagazin „Die Deutsche Bühne“ wurde sie in der Jahresbilanz 2018/19 für ihre Inszenierungen am Theater Regensburg in der Kategorie „bestes Schauspiel“ nominiert.