Sie trägt Dornen, schmeckt erstmal säuerlich – und genau deshalb lieben wir sie! Die Stachelbeere (Ribes uva-crispum var. sativum) ist so etwas wie die Rockröhre unter den Beeren: eigenwillig, laut im Geschmack, aber mit einer echten Fanbase. Rot, gelb oder weiß – ihre Farbauswahl ist ebenso breit wie ihre geschmackliche Bandbreite: von frech-fruchtig bis sonnig-süß. Und das Beste? Sie ist kein Platzfresser. Auch wer nur einen Balkon oder einen Mini-Garten sein Eigen nennt, kann mit einem Hochstämmchen oder Spalier die Beerensaison ganz groß aufziehen.
Die Stachelbeere hat mehr drauf, als man ihr zutraut. Ihre grünreifen Früchte sind top fürs Gelee – die süß gereiften später perfekt für Kuchen oder Kompott. Einfrieren? Leider nein. Aber direkt vernaschen oder weiterverarbeiten klappt wunderbar. Tipp: Wer zur Erntezeit in den Urlaub fährt, kann mit einem simplen Trick die Reifung verzögern – einfach Bambusmatten um die Sträucher spannen. Die Früchte lassen sich so um Wochen „stauchen“.
REZEPTE
Scharf, süß, sauer – und sowas von lecker!
Stachelbeerchutney mit Schnittknoblauch – das perfekte Glas für Käse, Fleisch & gute Laune
Ergibt etwa 4–5 kleine Gläser (à ca. 200 ml)
Zutaten:
1 kg Stachelbeeren (nicht zu reif – ein bisschen Biss muss sein!)
300 ml Weißweinessig (am besten milder, fruchtiger Typ)
30 g frischer Schnittknoblauch (alternativ: Frühlingszwiebeln – geht auch, ist aber weniger extravagant)
½ TL schwarzer Pfeffer (frisch gemörsert – kein Staub aus der Dose!)
½ TL Zimt (ja, Zimt – trust the process!)
½ TL Ingwerpulver (für den geheimen Kick)
400 g Zucker (damit die Säure nicht die Oberhand gewinnt)
So geht’s:
Vorbereitung ist alles: Die Stachelbeeren waschen, putzen (Stielchen und Blütenansatz weg), kurz abtropfen lassen. Schnittknoblauch fein hacken – je feiner, desto besser verbindet er sich später mit dem Fruchtmix.
Beeren in Wallung bringen: Die vorbereiteten Beeren mit dem Essig in einem ausreichend großen Topf langsam aufkochen. Danach für etwa 10 Minuten auf mittlerer Hitze köcheln lassen. Dabei rühren nicht vergessen – das Ganze soll schön sanft zerfallen, nicht anbrennen.
Jetzt kommt Würze ins Spiel: Schnittknoblauch, Pfeffer, Zimt, Ingwer und Zucker zu den leicht zerkochten Beeren geben. Alles gut unterrühren und auf kleiner Flamme unter ständigem Rühren einköcheln lassen, bis das Chutney eine dicklich-glänzende Konsistenz erreicht. (Das dauert etwa 30–40 Minuten – mit Liebe und Geduld rühren!)
Ab ins Glas: Das heiße Chutney sofort in saubere, heiß ausgespülte Schraubgläser füllen, randvoll, zügig verschließen und für ein paar Minuten auf den Kopf stellen. Das sorgt für Vakuum und lange Haltbarkeit.
Wozu passt’s?
Zum Frühstücks-Roastbeef – warum nicht mal sonntags mutig sein?
Zu kräftigem Käse – besonders Ziegenkäse und Blauschimmel schreien förmlich danach.
Als Burgersoße – süß, sauer, spicy: die geheime Zutat für den ultimativen BBQ-Moment.
Zum Grillgemüse – für alle, die Fleisch links liegen lassen und trotzdem Geschmack wollen.
Tipp: Wer mag, peppt das Ganze noch auf – z. B. mit einer Handvoll Rosinen für ein orientalisches Aroma oder einem Schuss Apfelsaft, wenn’s etwas milder sein darf. Auch ein Spritzer Limettensaft am Ende bringt Frische rein!
Und ja – dieses Chutney hält sich im kühlen Vorratsregal locker mehrere Monate. Vorausgesetzt, es überlebt so lange und wird nicht schon vorher weggenascht…
Sauer macht nicht nur lustig, sondern auch richtig Lust auf mehr – besonders, wenn die Stachelbeere mit Zucker, Gewürzen und einem Hauch Schnittknoblauch flirtet. Dieses Chutney ist der kulinarische Beweis, dass alte Beeren noch lange nicht out sind. Und wer’s einmal probiert hat, wird sich fragen, warum er bisher immer nur Marmelade gekocht hat Stay spicy!
Säuerlich, süß, sündhaft gut!
Stachelbeertorte mit Vanillecreme & Mandelboden – Sommer auf dem Kuchenteller
Für eine Springform (Ø 26 cm)
Zubereitungszeit: ca. 90 Minuten (plus Kühlzeit)
Zutaten:
Für den Mandelboden:
100 g weiche Butter
100 g Zucker
2 Eier (Größe M)
100 g gemahlene Mandeln
50 g Mehl
1 TL Backpulver
1 Prise Salz
Für die Stachelbeerfüllung:
750 g Stachelbeeren (halbreif bis süß – eine bunte Mischung macht’s spannend!)
100 g Zucker
1 Päckchen Vanillepuddingpulver
100 ml Apfelsaft oder Wasser
Für die Vanillecreme:
400 ml Milch
1 Päckchen Vanillepuddingpulver
2 EL Zucker
200 ml Schlagsahne
1 Päckchen Sahnesteif
Deko (optional, aber unbedingt empfehlenswert):
Frische Stachelbeeren
Mandelblättchen, geröstet
Puderzucker
Zubereitung:
Der Boden macht’s: Backofen auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen. Springform einfetten oder mit Backpapier auslegen. Butter und Zucker cremig schlagen, Eier nacheinander unterrühren. Mandeln, Mehl, Backpulver und Salz mischen und kurz, aber gründlich unterrühren. Den Teig in die Form geben, glatt streichen und ca. 20–25 Minuten backen, bis er goldbraun ist. Auskühlen lassen und vom Rand lösen.
Tipp: Der Boden darf ruhig etwas weich sein – das passt perfekt zur fruchtigen Füllung.
Stachelbeeren in Szene setzen:
Stachelbeeren waschen, putzen und halbieren. 600 g davon mit Zucker und 75 ml Wasser oder Apfelsaft in einem Topf erhitzen – aber nicht zerkochen! Das Puddingpulver mit den restlichen 25 ml Flüssigkeit glattrühren, einrühren und alles kurz aufkochen lassen, bis es eindickt. Vom Herd nehmen und abkühlen lassen.
Mutige Variante: Ein Hauch Chili oder rosa Pfeffer sorgt für den Wow-Effekt.
Jetzt wird’s cremig:
Aus Milch, Puddingpulver und Zucker einen klassischen Vanillepudding kochen, abkühlen lassen (am besten mit Frischhaltefolie direkt auf der Oberfläche – sonst gibt’s Haut!). Sahne mit Sahnesteif steif schlagen und unter den kalten Pudding heben – fertig ist die fluffige Vanillecreme.
Schichten, stapeln, schwärmen:
Den Boden auf eine Tortenplatte setzen und mit einem Tortenring umschließen. Erst die Stachelbeerfüllung auf dem Boden verteilen, dann die Vanillecreme vorsichtig darüberstreichen. Mindestens 3 Stunden kaltstellen, besser über Nacht.
Vor dem Servieren mit frischen Stachelbeeren, gerösteten Mandelblättchen und Puderzucker toppen – oder wer’s edel mag: mit einem Hauch Blattgold und Minze.
Wozu passt’s?
Zum Sonntagskaffee mit Omas Porzellantasse.
Als Überraschung fürs Sommerpicknick – die Torte hält kühl transportiert wunderbar durch.
Oder einfach: Als Anti-Alltags-Kuchen, wenn man mal wieder Lust auf echtes Kuchenglück hat.
Diese Torte ist kein schneller Blechkuchen – sondern ein kleines Fruchtwunder, das mit jeder Gabel gute Laune serviert. Sie vereint den säuerlichen Charme der Stachelbeere mit cremiger Vanilleliebe und einem Hauch Mandel – ein Spiel aus Texturen, Aromen und Kindheitserinnerungen. Und das Beste: Sie sieht auf jedem Teller aus wie ein kleiner Hochzeitsgast.
Die Autoren:
Lothar Keil, München, ehemaliger Chefflorist der bayerischen Landesgartenschauen
Wolfgang Erhard, Ingolstadt, Konditormeister aus Ingolstadt
Ulrich Linder, Ingolstadt, Gartenamtsleiter a.D.
Fotos: Michael Volkmann, München, Fotograf