Jetzt ist die Kunst am Zug: Hängepartie im MKK

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    Es liegt in der Natur vieler Kunstwerke, dass man sie aufhängt. Besonders in Galerien und Museen. „Wir kreieren ständig Hängepartien“, meinte denn auch Theres Rohde, Direktorin des Museums für Konkrete Kunst in Ingolstadt, bei der Pressevorstellung der neuen Sonderausstellung. Diese trägt nämlich den Titel „Hängepartie. Kunst mit offenem Ende“. Doch die Hängepartie hat ja auch eine zeitliche Komponente. Und die ist – leider – gerade wieder in den Mittelpunkt gerückt: „Als wir die Ausstellung im Frühling 2021 geplant haben, haben wir nicht an diese Aktualität gedacht,“ erklärte die Museumsdirektorin, die gleichzeitig als Kuratorin der „Hängepartie“ fungiert. Corona hat erneut die Kunstwelt irritiert, ausgebremst oder zum Umdenken gezwungen. Dieser Herausforderung tritt das Museum für Konkrete Kunst mit Kreativität, Leichtigkeit und einem Augenzwinkern entgegen: „Es geht uns nicht um Banalisierung, sondern verschiedene Assoziationen zum Begriff der Hängepartie zu erwecken.“ Zerstreuung, Optimismus oder ein Perspektivenwechsel – all das können Besucher in den Werken von René Acht, Nevin Aladağ, Hartmut Böhm, Monika Brandmeier, Afra Dopfer, Marcel Duchamp / John Cage (TV Mitschnitt einer Schachpartie der beiden), Karl Duschek, Knopp Ferro, Ceal Floyer, Franziska Furter, Camille Graeser, Edgar Gutbub, Dieter Hacker, Stef Heidhues, Vanessa Henn, Gregor Hildebrandt, François Morellet, Hannah Rath, Alf Schuler, Jesús Rafael Soto, Timm Ulrichs, Heike Weber, Sebastian Wickeroth und Ludwig Wilding finden.

    Museumsleiterin Theres Rohde vor dem Werk von Heike Weber, das 18 Meter lang ist und aus 1000 Metern Kordel besteht

    Und das Museum zieht die Sache durch: „Ich bin sehr glücklich, dass wir öffnen können,“ freute sich Theres Rohde. Nach der Eröffnung im Corona konformen „Schichtbetrieb“ am Samstag Abend können die Besucher (es gilt 2Gplus) diese kreative „Hängepartie“ selbst erleben und auch vor Ort „abhängen“. Eine Hängematte bietet dazu Gelegenheit. Und wer zur Ausstellung auch eigene Gedanken beitragen möchte, kann das ebenfalls tun.

    Schach als Leitmotiv

    Woher der Begriff „Hängepartie“ kommt, ist in der Presseinfo zur Ausstellung vermerkt: „Der Begriff ist dem Schach entnommen. War in einem Spiel nach fünf Stunden noch kein Sieger oder Siegerin in Sicht, wurde die Partie abgebrochen und damit die Entscheidung vertagt. Bildlich hingen die Spielenden in der Luft über den Ausgang. Diese Praxis ist seit den 1990erJahren überholt, geblieben ist der Begriff der Hängepartie allerdings in der Alltagssprache.“ Und so trifft der Besucher auch zuerst auf ein Schachbrett aus derSammlung des Museums, bevor man auf dem weiteren Weg durch das Museum auf große und kleine, filigrane und verspielte Objekte und Installationen trifft. Vorsicht! Aus dem Boden ragt schon mal ein Sägeblatt – der Absturz in das Erdgeschoss steht bevor?

    In der Nähe hängen unbrauchbare, nutzlose „vage Wagen“ von Timm Ulrichs an der Wand – eine „Hängepartie im besten Sinne, da sie die Ironie des Begriffs selbst verkörpert.“ Unübersehbar taucht das Thema Schach in der Installation von Gregor Hildebrandt auf. Es ist sein Thema, mit dem er sich seit Jahrzehnten künstlerisch auseinandersetzt. Im MKK füllt er einen Raum mit rund 2200 Schachfiguren (alles Bauern) und einem Schachbrettboden aus Schachbrettern, die allesamt auf Flohmärkten in Berlin erstanden wurden.

    Auf diesen Boden kann man auch von oben gucken – wenn man im zweiten Stock das durchgeplante Wimpelketten-Gewirr von Franziska Furtner durchschritten hat. Und das ist längst nicht alles, was es hier zu entdecken gibt. Ein echtes „Schmankerl“ bietet die Ausstellung dazu per Video, nämlich eine TV-Reportage aus dem Jahr 1968 zur Schachpartie „Reunion“, bei der der Künstler und Schachspieler Marcel Duchamp und der Komponist und Musiktheoretiker John Cage die einzelnen Züge in Töne umsetzten.

    Die Hängepartie für Zuhause

    Was wäre wenn… eine Frage, die in Corona-Zeiten stetiger Begleiter von Ausstellungsorganisatoren und Kunstschaffenden ist. Wenn das Museum zum Beispiel schließen müsste? Dann kann man sich diese Ausstellung nach Hause holen. Das Team um Theres Rohde hat auch beim Ausstellungskatalog Kreativität bewiesen und anstelle eines klassischen Buchs eine wunderbare Blattsammlung herausgegeben, mit der man zu Hause sein eigenes, kleines MKK einrichten kann. „Konkrete Kunst ist nichts Abgehobenes,“ betonte die Museumsdirektorin beim Pressetermin. Also – nichts wie rein ins Museum!

    In der Hängematte kann man bei oder nach dem Museumsbesuch sprichwörtlich “abhängen”.

     

    Ein umfangreiches Begleitprogramm zur Sonderausstellung (u.a. ist für den 26. März ein Blitzsimultanschachturnier mit Ex-Weltmeister Marc Lang geplant) ist auf der Webseite des Museum www.mkk-ingolstadt.de zu finden. Zum Ende der Ausstellung soll dann Anfang Mai ein „Tanz in den Mai“ für einen optimistischen Abschluss sorgen – womöglich dann ja bereits mit deutlich weniger Corona-Beschränkungen.

    Kurz informiert:
    Hängepartie. Kunst mit offenem Ende
    16.Januar – 1. Mai 2022
    Museum für Konkrete Kunst
    Tränktorstraße 6-8
    85049 Ingolstadt
    www.mkk-ingolstadt.de
    Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10:00 bis 17:00 Uhr
    Kartenreservierung über das Reservierungsportal der Stadt Ingolstadt: https://www.ingolstadt.de/museen/reservierung

     

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