Nanu? Orgelklänge ertönen im Jura-Bauernhof-Museum in Hofstetten. Wer sich auf die Spur dieser Klänge begibt, landet im ersten Stock des altehrwürdigen Gebäudes. Hier im Sonderausstellungsraum geht es um eine ganz besondere und musikalische Familiengeschichte: „Firma Bittner – Orgelbaukunst aus Eichstätt“ lautet der Titel der neuen Sonderausstellung, die an Christi Himmelfahrt eröffnet wurde.
Landrat und 1. Vorsitzender des Jura-Bauernhof-Museum e.V. Alexander Antesberger begrüßte die Gäste im Museum und gratulierte Kreisheimatpfleger und Museumsbetreuer Dominik Harrer und dessen Familie zur Auszeichnung mit dem großen alpenländischen Volksmusikpreis „Pongauer Hahn“.
Und Musik liegt nun auch im Museum in der Luft. „Das Thema der Ausstellung ist mir schon länger ein Anliegen“, erklärte Dominik Harrer bei seiner Einführung in die Schau. Seit vielen Jahren steht er – von Musiklehrer zu Musiklehrer – in engem Kontakt mit August Bittner, dem Sohn des letzten Orgelbauers und „lebendes Lexikon“, wenn es um das Thema Orgeln in der Region geht. Bittner pflegt auch das Firmenarchiv und hat so maßgeblich zu dieser Ausstellung beigetragen, die sich mit der Familiengeschichte, aber auch den Feinheiten des Orgelbaus und natürlich den vielen Bittner-Orgeln befasst. Außerdem stammen Ausstellungsstücke aus dem Technikmuseum an der Kratzmühle, das über eine große Sammlung an Objekten zum Thema verfügt. So sind einzelne Orgelpfeifen ebenso ausgestellt wie Werkzeuge, eine mobile Werkstatt und der Registerschrank aus dem Eichstätter Dom, mit dem man die Registrierung der Orgeln im Dom vornehmen konnte. Anhand von Tonbeispielen kann man sich auch durch verschiedene Kirchen „durchhören“, angefangen bei der Kirche St. Andreas in Weigersdorf (1849).
„Die Bittner Dynastie als Orgelbauer geht bis ins 18. Jahrhundert zurück,“ so Harrer. Zunächst war man in Mittelfanken ansässig, bevor das Unternehmen 1897 von Nürnberg nach Eichstätt umsiedelte. Bis 1982 wurden hier über 150 Orgeln angefertigt – von Pietenfeld über Ingolstadt bis Kipfenberg, aber auch in Nürnberg, Bamberg oder Passau erklingen Bittner-Orgeln. Und bereits vor dem Umzug waren Bittner-Orgeln bereits in Eichstätt installiert worden, etwa 1879 in der Eichstätter Frauenbergkapelle oder 1886 im Dom. Mit dem Tod von August Bittner jun. im April 1990 endet die Geschichte des Orgelbaus: „Zwei Tage vorher war mein Vater noch auf Montage. Es war vor der Karwoche, da ist der Orgelbauer viel unterwegs, weil die Orgeln wieder gespielt werden. Da wurde dann auch um sechs Uhr am Ostersonntag angerufen, dass die Orgel quietscht“, erinnert sich August Bittner.
Ein besonderes Gesellenstück
Ein Hingucker – und Hinhörer – dieser Schau ist eine kleine Orgel, die Dominik Harrer wieder entdeckte. Sie war ihm bereits im Wohnzimmer der 2013 verstorbenen Eichstätter Musiklegende Sepp Rubenberger „begegnet“. Über ein paar Umwege (zuletzt war ein 20 Jahre altes Telefonbuch hilfreich) fand sich die Orgel bei Wolfgang Bamberger wieder. Dieser wiederum war der letzte Lehrling der Orgelbaufirma Bittner und das Instrument war sein Gesellenstück. In der Ausstellung darf sie nun auch gespielt werden (aber bitte nicht die Orgelpfeifen berühren) – eine Gelegenheit, die auch August Bittner bei der Ausstellungseröffnung ergriff. (ma)
Kurz notiert:
Firma Bittner – Orgelbaukunst aus Eichstätt
bis 15. Oktober 2023
Jura-Bauernhof-Museum
Hofstetten
Schlossstraße 19
85122 Hitzhofen
www.naturpark-altmuehltal.de/jura-bauernhof-museum/