Unübersehbar ist die Erinnerung an Joseph Maria Lutz auf dem Hauptplatz in Pfaffenhofen, unüberhörbar war die Eröffnungsfeier zu den Paradiesspielen auf eben diesem Platz. „Wir wollten Joseph Maria Lutz, der langsam drohte ein Stück in Vergessenheit zu geraten, wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen“, betonte Pfaffenhofens Erster Bürgermeister Thomas Herker. Ein großes Kulturprogramm über acht Wochen ist nun dem Schriftsteller und Pfaffenhofener Ehrenbürger gewidmet – und das zum dritten Mal. 2013 fanden die ersten Paradiesspiele statt.
Paradies? Bayern? Gibt es gar ein bayrisches Paradies, einen bayrischen Himmel? Dieser Frage ging Kulturreferent und Lutz-Biograph Reinhard Haiplik in seiner Eröffnungsansprache nach. „Bayerische Paradiesvorstellungen entgingen leider nicht immer der Gefahr, verkitscht, versüßlicht, verniedlicht und vereinnahmt zu werden. In machen Volksstücken, vor allem Bühnenversionen des Brandnerkaspar feiern solche Bilder fröhliche Urstände. Da verzehren fidele Engel Weißwürste, trinken Weißbier, spielen Schafkopf. Die Verlockung, den Zuschauern solche Bilder zu präsentieren ist groß.“ Joseph Maria Lutz sei dieser Versuchung nicht erlegen. Er habe die Gefahr erkannt, die in manch bayerischem Volksstück lauert. In keiner anderen literarischen Gattung sei mehr gesündigt worden, zitierte Haiplik den Schriftsteller. Dorfdeppenkomik inklusive.
Genau deshalb bieten die Paradiesspiele in Pfaffenhofen Konzerte, Lesungen und Ausstellungen, die sich mit dem Bayerischen und dem Paradiesischen befassen, aber bewusst auf Volkstümelei verzichten und auch das rebellische, kraftvolle, kritische und aufmüpfige Bayern thematisieren. Auch der Wildschütz Jennerwein und die Bauern-Erotik eines Georg Queri stehen da beispielsweise auf dem Programm und auch die Lutz-Stipendiaten treffen sich aus diesem Anlass in Pfaffenhofen (Alle Termine unter www.pfaffenhofen.de/paradiesspiele).
Der Brandnerkaspar auf dem Hauptplatz
Den Kern des Kulturprogramms bildet das Theaterstück „Der Brandnerkaspar schaut ins Paradies“ in der Version von Joseph Maria Lutz. Dem Autor sei es dabei nicht um überhitzte, dramatische Knalleffekte gegangen, so Haiplik, sondern um echte Gemütstiefe als Ausgangspunkt zum Tragischen und Heiteren. Diese „kitschfreie“ Geschichte um den Brandnerkaspar, der nicht sterben will und den Boanlkramer überlistet, feiert am 17. Juni Premiere auf der Festspielbühne vor dem Haus der Begegnung. Bei der Uraufführung 1934 lautete der Untertitel übrigens: „Ein gemütliches Spiel um eine ungemütliche Sache“.
Auf Schritt und Tritt begegnet man dem Theaterstück auf den Pfaffenhofener Hauptplatz auch außerhalb der Aufführungszeiten. Herrliche Comic-Illustrationen von Ferdl Haschner stellen Szenen aus dem Stück dar und an Hörstationen (www.pfaffenhofen.de/lutz-hoeren) kann man Werke des Dichters auf sich wirken lassen. Informationen zum Leben und Wirken des Joseph Maria Lutz ergänzen diese besonderen Literatur-Erfahrung. (ma)
Kurz informiert:
Der Brandnerkaspar schaut ins Paradies
Premiere: Samstag 17. Juni.
Weitere Vorstellungen: 22./23./25./29. Juni, 2./ 7./ 8. und 9. Juli.
Beginn: 20.15 Uhr, Einlass: 19.15 Uhr
Weitere Informationen und das vollständige Programm gibt es unter pfaffenhofen.de/paradiesspiele
Sollte ein Event witterungsbedingt verschoben bzw. abgesagt werden müssen, informiert die Stadtverwaltung über ihre Webseiten pfaffenhofen.de und pafunddu.de sowie über ihre Social-Media-Kanäle
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Dort werden etwaige Ersatztermine, Ausweichorte oder Absagen rechtzeitig bekanntgegeben.
Tickets:
Tickets gibt es auf okticket.de unter „Paradiesspiele“, in Pfaffenhofen im Kultur- und Tourismusbüro im Haus der Begegnung (Öffnungszeiten: Mo-Fr 13.30 – 17 Uhr) und im Intakt Musikinstitut, Raiffeisenstraße 33 in Pfaffenhofen sowie an der Abendkasse. Zudem sind Karten an allen gängigen Vorverkaufsstellen der Region erhältlich. Ermäßigungen erhalten Schüler, Studenten und Schwerbehinderte sowie Personen mit Sozialrabatt.