Wer hat´s erfunden? Mit Blick auf die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Geschichte der Erde kommen da so einige kluge Köpfe in Frage. 32 Wegbereiter der Geologie aus fünf Jahrhunderten sind nun in der neuen Sonderausstellung im Jura-Museum auf der Eichstätter Willibaldsburg zu finden – gemalt in unterschiedlichste Techniken von Marianne Meschede aus Hannover, die es sich auch mit 96 Jahren nicht nehmen ließ, zur Ausstellungseröffnung nach Eichstätt zu kommen. Erforscht hat die Geschichte der „Erdgeschichtler“ ihr Sohn, Prof. Martin Meschede (Institut für Geographie und Geologie der Universität Greifswald und Vorsitzender der Deutschen Geologischen Gesellschaft) und so ist ein interfamiliäres Projekt entstanden, das zunächst als Buch veröffentlicht wurde und nun auch als Ausstellung eine Fortsetzung findet.

„Die Geologie ist überall um uns herum,“ betonte die Leiterin des Jura-Museums, Dr. Christina Ifrim, bei der Eröffnung der Ausstellung „Wegbereiter der Geologie“. Und wie diese „wunderbare Wissenschaft“ entstanden ist, das können Besucher und Besucherinnen bis 18. Februar anhand der Portraits erkunden. Erste Gedanken zum Aufbau der Erde hat man sich im 16. Jahrhundert gemacht. Georgius Agricola (latinisiert aus Georg Bauer) gilt mit seinem Werk „De re metallica“ als der Begründer der Geowissenschaften. Die Gäste steuern beim Betreten des Sonderausstellungsraums direkt auf ihn zu. Dann kann die Reise beginnen – über Nicolaus Steno, der u.a. die biologische Herkunft der Fossilien als Überreste von Lebewesen entdeckt hat bis zu John Tuzo Wilson, der mit der Entdeckung der nach ihm benannten Zyklen in den 1960er Jahren für eine wissenschaftliche Revolution sorgte. Charles Darwin, Alexander von Humboldt, James Hutton, Alfred Wegener und – als eine der wenigen Frauen – Inge Lehmann (Entdeckerin des inneren Erdkerns) haben hier neben weiteren einen Platz gefunden.
Neptunisten gegen Plutonisten
Ende des 18. Jahrhunderts war die Geowissenschaft in zwei Lager gespalten. Die Neptunisten waren der Überzeugung, dass sich alle Gesteine als Sedimente aus den Ozeanen abgelagert haben. Die Plutonisten wiederum vertraten die Ansicht, dass die Gesteine durch vulkanische Aktivitäten entstanden. Als anfänglicher Neptunist wurde Leopold von Buch schließlich zum Plutonisten – ein Mann, der für das Jura-Museum ein wichtiger Name ist. Er hat für Deutschland die Systematik der Jura-Schichten festgelegt. „Er hat sich aber auch intensiv mit Vulkanen beschäftigt und zum Beispiel die Caldera definiert,“ erklärt Prof. Meschede. Mit Georges Cuvier ist auch der „Vater der Paläontologie“ vertreten ebenso wie Friedrich August Quenstedt, der die Ammonitensystematik entwickelt hat. So bietet sich hier im Jura-Museum die Gelegenheit für eine Zeitreise nicht ins Jurameer, sondern durch die Wissenschaft. Eine Reise, die Prof. Martin Meschede gerne unternommen hat: „Es war eine toll, sich mit den einzelnen Personen auseinander zu setzen und es war jedes mal eine spannende Sache.“

Einzigartiges Archiv der Erdgeschichte
Neben der Ausstellung konnte Museumsleiterin Dr. Christina Ifrim noch ein weiteres Objekt in der Dauerausstellung der Öffentlichkeit präsentieren. Dem Präparator Andreas Radecker, der lange Zeit im Jura-Museum gearbeitet hat, war es erstmals gelungen, ein komplettes Gesteinsprofil mit einer Technik, die eigentlich für Lockersedimente angewendet wird, zu gewinnen: „Im Festgestein hat man das in dieser Größenordnung noch nicht gewagt,“ erklärt Radecker. Der „Brocken“ mit den unzähligen Schichten stammt aus dem Forschungssteinbruch des Jura-Museums im Pförringer Ortsteil Ettling. An ihm können Museumsgäste nun die Abfolge dünner und dicker Jura-Schichten nachvollziehen. (ma)
Hinweis für den Museumsbesuch:
Der Weg zur Willibaldsburg in Eichstätt führt aufgrund der laufenden Bauarbeiten weiterhin nicht über Burgstraße und Burghof, sondern nur zu Fuß über den Mondscheinweg. Der Zugang über den Mondscheinweg dauert von dort ca. 15 min, ist nicht barrierefrei und führt über Waldwege.
Öffnungszeiten:
Di – So 10:00 – 16:00 Uhr
geschlossen am 24., 25. und 31. Dezember 2023, 1. Januar und 13. Februar 2024
Der Eintritt ist im regulären Museumsbesuch enthalten (5 Euro, ermäßigt 4 Euro, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei). Der Zugang ist nicht barrierefrei.
Mehr: www.jura-museum.de