Mit einem „was lange währt, wird supergut“ griff der bayerische Ministerpräsident Markus Söder zur Schere – und schnapp war sie eröffnet, die Eichstätter Willibaldsburg. Genau genommen war sie gar nicht zu, aber ihr Zugang wurde durch eine Baustelle in den vergangenen fast fünf Jahren deutlich erschwert. Ab sofort können sich die Besucherinnen und Besucher über eine „verbesserte Besucherinfrastruktur“ freuen, man müsste genaugenommen also nicht von einer Eröffnung, sondern eher von einer Baustellenbefreiung sprechen.
Als das Wahrzeichen Eichstätts, als Glanzstück und als Besuchermagnet (2023 waren es über 30 000 Personen) bezeichnete Jochen Holdmann, Vizepräsident der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, die Burg. Knapp 30 Millionen Euro hat der Freistaat für die Neugestaltung des Schaumberghofs und die Ertüchtigung von Brandschutz und technischer Infrastruktur (das meiste davon ist inzwischen wieder unter der Oberfläche verschwunden) investiert. Die Baumaßnahme erfolgte unter der Projektleitung des Staatlichen Bauamts Ingolstadt und wurde denkmalfachlich von der Bau- und Gärtenabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung betreut.
Die beiden Neuerungen, die Burgbesucherinnen und Besuchern sofort ins Auge fallen, sind das neue Kassen- und Servicegebäude inkl. Museumsshop und der Burggraben zwischen Vorburgplatz und Schaumberghof, der nun die ursprüngliche Gliederung der Burg wieder sichtbar macht. Eine neue Brücke auf alten Fundamenten führt jetzt ins Herz der Anlage (und zum Biergarten). Zur Verbesserung der Besucherinfrastruktur gehören auch zusätzliche Sitzmöglichkeiten in den Außenbereichen, zahlreiche neue Sanitäranlagen sowie barrierefreie Zugänge auch in den Außenanlagen. Zudem stehen im Vorburghof über 20 Pkw-Stellplätze (auch für Personen mit Handicap), Fahrradstellplätze, zwei E-Auto-Ladepunkte sowie E-Bike-Ladepunkte zur Verfügung. Die Zufahrt zur Willibaldsburg ist nun auch wieder über die Burgstraße möglich.
Aus der Burgschänke wird „Das Willibald“
Der rundum erneuerte Gastronomiebereich auf der Willibaldsburg hat einen neuen Pächter: Josef Geyer aus Pfahldorf wird künftig die Gaststätte betreiben. Unter dem Namen „Das Willibald“ werden dort regionale und saisonale Schmankerl angeboten. Außerdem steht der komplett erneuerte Saal im Obergeschoss der Gaststätte für Veranstaltungen und Feiern aller Art zur Verfügung.

Ein Ort, an dem sich Geschichte manifestiert
In seiner Rede ging Markus Söder zunächst auf die Schlösserverwaltung ein, die zum Bayerischen Finanzministerium gehört und der eben auch die Eichstätter Willibaldsburg untersteht. Hätte laut Söder in den 1930er Jahren nicht ein bayerischer Finanzbeamter die Nationalsozialisten erfolgreich hingehalten, wäre die Schlösserverwaltung unter die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gefallen und würde damit aus Berlin verwaltet. Innerhalb der Schlösserverwaltung gäbe es bestimmte Traditionslinien: „Alles, was schon immer bei Bayern war, wird vermeintlich euphorischer behandelt,“ so Söder. Dabei sei Bayern erst durch alles, was 1806 dazu gekommen ist, so wundervoll entstanden. Als damaliger Finanzminister (er hat 2017 den entsprechenden Planungsauftrag gegeben) sei es ihm darum gegangen, nicht nur Ludwig II., Neuschwanstein, die Venusgrotte und Co. zu fördern, sondern auch andere historisch wertvolle Burganlagen. „Die Willibaldsburg ist eine wichtige und bedeutende Stätte.“ Der Franke Söder merkte in seiner Rede außerdem an, dass sich der Namensgeber der Burg, der Heilige Willibald, nach seinen Recherchen als fränkischer Bischof verstanden hat. „Geschichte kann man nicht nur aus Büchern oder dem Internet lernen. Man braucht Orte, in denen sich Geschichte manifestiert und das ist hier der Fall,“ betonte der bekennende Geschichtsfan Söder. Das hartnäckige „Drängeln und Quengeln“ der Landtagsabgeordneten Tanja Schorer-Dremel, für die der Burgausbau nach eigenen Angaben ein Herzensprojekt ist, war laut Söder mit ausschlaggebend für die Durchführung des Projekts. Und das ist noch nicht vorbei: Der Gemmingenbau, in dem sich die Museen befinden, wartet noch auf sein „Update“, ganz zu schweigen vom östlichen Bereich der Burganlage, in dem sich einst ein Hotel befunden hat. Es wird wohl noch weiterer Hartnäckigkeiten bedürfen, bis die zweitlängste Burganlage Bayerns auch in ihrer Gesamtheit wieder genossen werden kann. (ma)