Spektakuläre Reiterspiele, farbenprächtige Fahnenschwinger und bunt gekleidete Landsknechte gehören zum Neuburger Schloßfest genauso wie die vielen Marktstände, Musikgruppen und das kulinarische Angebot. Doch es wäre kein Schloßfest ohne den Steckenreitertanz. Er ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal, denn er ist auf keinem anderen Historienfest zu finden. Im Hof des prächtigen Neuburger Renaissanceschlosses wird dieser Tanz mehrfach während der Festwochenenden aufgeführt – und das ausschließlich von Kindern. Dargestellt werden die beiden Ottheinrich und Philipp, die sich im Reiterspiel messen, weil eine Prinzessin zu Besuch ist. Ottheinrich geht als Sieger hervor, reicht dann seinem Bruder versöhnend die Hand und zum Abschluss tanzen die Reiter in einem Huldigungsritt die Buchstaben „O“ und „H“, die Initialen des Ottheinrich. Oha!

Aber welchen Ursprung hat der Steckenreitertanz? Damit hat sich Dr. Marcus Prell (Vorsitzender des Historischen Vereins) für das Neuburger Stadtgeschichte-Magazin „Mit der Zeyt“ befasst, das vom Historischen Verein Neuburg an der Donau herausgegeben wird. Seine Premiere erlebte der Tanz (Komposition: Paul Winter, Choreographie: Senta Maria Schmid) im Juli des Jahres 1955. Anlass war die 450-Jahrfeier zur Gründung des Fürstentums Pfalz-Neuburg. „Die begeisterten Rückmeldungen auf das gelungene Fest nährten die Hoffnung, Neuburg mit seiner schönen Altstadt und dem Schloss verstärkt dem Tourismus, damals noch `Fremdenverkehr` genannt, zu erschließen,“ heißt es in dem Artikel. Das erste Fest, das den Namen „Schloßfest“ trug war 1974 noch eine gänzlich „unhistorische“ Angelegenheit, aber ab 1976 wurde dann ein Renaissancefest (mit barocken Elementen) daraus. Und so wurde auch der zunächst einmalig aufgeführte Steckenreitertanz wieder belebt und in das Festprogramm integriert.
Zwei nackte Steckenreiter
Nun stellte sich – wie beim Schloßfest selbst – die Frage nach historischen Vorbildern. „Der Tanz kombiniert in charmanter Art und Weise das Steckenreitermotiv von 1506 mit den noch im 16./17. Jahrhundert beliebten, seit dem Mittelalter praktizierten Reiterturnieren und zwei Rossballetten, die 1662 und 1678 in Neuburg aufgeführt wurden“, schreibt Marcus Prell. Besagtes Motiv von 1506 hatte Pfalzgraf Friedrich „verursacht“, denn er ließ ein neues Wappen für Neuburg gestalten. Darauf sind zwei nackte Knaben (laut Wappenbrief handelt es sich um Brüder) zu sehen, die auf Steckenpferden reiten. Aber keine Panik: Die Protagonisten des Steckenreitertanzes sind selbstverständlich bekleidet. Überhaupt sind prächtige historische Gewänder ein weiteres Markenzeichen des Neuburger Schloßfestes.
Kostenlos ins Museum
An den Toren zur Neuburger Altstadt sind auch 2025 wieder Stadtwachen postiert, die an die Besucherinnen und Besucher die Schlossfestzeichen verkaufen. Mit diesem „Eintrittsgeld“ wird die Organisation des größten Renaissancefests in Deutschland unterstützt. Es berechtigt dazu, alle Veranstaltungen im Schlosshof, die Hofkonzerte sowie die Veranstaltungen vom Chor „Windrose“ und „Lagorias Fähnlein“ im Stadtmuseumsgarten, von den „Neuburger Gassenspielern“ im Theaterhof und vom „Neuburger Marionettentheater“ in der Amalienschule am jeweiligen Tag bzw. Wochenende zu besuchen, sofern ausreichend Plätze vorhanden sind. Außerdem können das das Schlossmuseum und die Staatsgalerie Flämische Barockmalerei im Schloss mit ihren grandiosen Rubens-Gemälden am selben Tag kostenlos besucht werden.(ma)
Kurz informiert:
Neuburger Schloßfest
Altstadt Neuburg
Fr. 27.06. – So. 29.06.
Fr. 04.07. – So. 06.07.
Veranstaltungstickets
Touristinfo am Ottheinrichplatz
(direkt am Haupteingang Ost)
Tel.: 08431/55-400
tourismus@neuburg-donau.de
www.neuburg-donau.info
Bushaltestelle:
Neuburg, Hofgarten