Noch nie gesehene Schätze des Spätbarock

    Hotel Tipps

    Nachholtermin am Sonntag: Erlebnisradtour Donau

    Der Donau-Auwald zwischen Ingolstadt und Neuburg gehört zweifellos zu den naturlandschaftlichen Besonderheiten in unserer Region. Gerade im Bereich zwischen Ingolstadt und Neuburg kann man...

    Teilnehmerrekord beim diesjährigen Retzbachlauf

    Die Radsportabteilung des TSV Gaimersheim organisierte am vergangenen Freitag den Retzbachlauf, welcher heuer zu den SportIn Laufcup-Läufen zählt, im zweiten Jahr in Folge. Das...

    Liebe, Tod und Teufelin in Pfaffenhofen

    „Für mich soll´s rote Rosen regnen…“ Der Hildegard Knef Klassiker ertönte in der die Pfaffenhofener Kunstgalerie kuk44 am Internationalen Frauentag und viele der überwiegend...

    weitere Artikel

    Teilen

    Diese beiden edel gewandeten „Trösterlein“ haben noch nie das Kloster St. Walburg verlassen. Bis jetzt. Nun können sie von Besucherinnen und Besuchern des Domschatz- und Diözesanmuseums in Eichstätt bewundert werden. „Sie wurden von der Äbtissin wirklich aus Zellen geholt, die im Augenblick nicht genutzt sind. Solche Trösterlein standen in kleinen Schreinen in den Zellen, um den Schwestern in ihrer Einsamkeit manchmal Trost zu spenden“, erklärt die Leiterin des Domschatz- und Diözesanmuseums Dr. Claudia Grund. In der Sonderausstellung „Im Herbst des Barock: Eichstätts Kultur, Kunst und Handwerk des 18. Jahrhunderts“ sind jene Trösterlein nun erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen. Und damit sind sie nicht die einzigen, denn viele der rund 100 Exponate, die die äußerst produktive und künstlerisch exzellente Phase des Spätbarock in Eichstätt veranschaulichen, waren noch nie ausgestellt. Die hochrangigen Stücke stammen aus dem Bischöflichen Seminar, dem Bischöflichen Stuhl, aus der Abtei St. Walburg, vom Historischen Verein und der Stadt Eichstätt sowie aus dem Diözesanarchiv und der Universitätsbibliothek. Die Ausstellung ist damit auch ein „Zeugnis für das funktionierende Zusammenwirken verschiedenster Eichstätter Institutionen“, wie Claudia Grund betont.

    Dr. Claudia Grund und Katharina Hupp an einem Gemälde von Johann Chrysostomus Winck, auf dem die Legende des Hl. Nikolaus von der Wiedererweckung dreier getöteter Knaben dargestellt ist.

    Manchmal half auch der Zufall, um an das ein oder andere außergewöhnliche Objekt zu kommen. So entdeckte die Museumsleiterin bei der Recherche zur Ausstellung eine prächtige Standuhr, die um 1770 vom Eichstätter Uhrmacher Matthias Hitzelberger gefertigt wurde. „Ein irrwitziges Teil!“ schwärmt Grund. Erst 2022 ist die Uhr vom Historischen Verein erworben – mit Unterstützung der Stadt, der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt und des Fördervereins Stadtmuseum. In einem solchen Stadtmuseum hätte dieses Prachtstück sicherlich auch einen „Stammplatz“ – wenn es ein solches Museum denn gäbe. Zumindest bis Ende Oktober 2023 ist es im Diözesanmuseum zu sehen, denn so lange kann die Sonderausstellung besichtig werden.

    Die Klosterarbeit aus “Kunst + Krempel”

    Eine spannende Entdeckungsgeschichte hat auch eine spätbarocke Klosterarbeit hinter sich. Sie ist in der BR Sendung Kunst + Krempel aufgetaucht. Hinter dem vergoldeten Glas ist auf der Darstellung aus Stoff und Papier auch das Eichstätter Kloster Notre Dame zu sehen: „Die haben bei Kunst und Krempel nicht erkannt, dass das Eichstätt ist. Ich habe daraufhin die Experten angeschrieben, die haben es den Besitzern – ganz nette Leute – weiter gemeldet, dann haben die sich wieder gemeldet und uns das Objekt nun geliehen.“

    Die Reihe der Entdeckungen zieht sich durch das ganze Museum. Bisher nie gezeigte Gemälde, kunstvolle Uhren, das Willibalds-Reliquiar, ein spektakulärer Tafelaufsatz, herrliche barocke Schnitzereien, ein Stuhl „designed by Pedetti“, Klosterarbeiten, Votivgaben, Zunftzeichen, eine Fronleichnams-Prozessionsordnung aus dem Jahr 1749 mit 144 teilnehmenden Gruppen, das Gemälde eines stolzen Gardeoffiziers und sogar Waffen sind in der Ausstellung zu sehen. Außerdem ist eine Vitrine einem besonderen Eichstätter jener Zeit gewidmet: Der Jesuit Ignaz Pickl (1736 – 1818) war Astronom, Ur- und Frühgeschichtsforscher, Mathematiker und Lehrbuchautor. In Eichstätt baute er mehrere wissenschaftliche Sammlungen auf. „Er hatte im Bischöflichen Seminar auch eine Sternwarte betrieben. Diese ist leider nicht mehr zu sehen, aber es sind noch kleine Reste seiner Sammlung übrig,“ erklärt Kunsthistorikerin Katharina Hupp vom Bischöflichen Seminar, die die Ausstellung mit konzipiert hat. Ausgestellt sind Gerätschaften aus Pickls Zeit. Ob er auch mit genau diesen gearbeitet hat, ist nicht mehr nachzuvollziehen: „Aber wir wissen von einer Sonnenuhr, auf der sein Name verewigt ist, dass die wirklich von Ignaz Pickl kommt.“

    So gewährt die Ausstellung „Im Herbst des Barock: Eichstätts Kultur, Kunst und Handwerk des 18. Jahrhunderts“ einen Einblick in eine besondere Zeit der Stadtgeschichte. Sie zeigt auf, wie sehr Handwerk, Kunst und auch Wissenschaft von den kirchlichen Auftraggebern abhingen und auch gefördert wurden. Vom „einfachen Volk“ hätten beispielsweise die 33 (!) Eichstätter Uhrmacher wohl nicht leben können. „Wir wollen mit dieser Ausstellung zeigen, wie sehr Kirche und Welt eine Einheit bildeten. Einerseits der kirchliche Auftraggeber, auf der anderen Seite das reiche bürgerliche Leben, diese Hochkultur einer so kleinen Residenzstadt.“

    „Im Herbst des Barock: Eichstätts Kultur, Kunst und Handwerk des 18. Jahrhunderts“ – ist noch bis 31. Oktober im Domschatz- und Diözesanmuseum in Eichstätt zu sehen. Infos zu Begleitveranstaltungen, Öffnungszeiten, Eintritt und Co. finden Sie unter www.dioezesanmuseum-eichstaett.de. (ma)

    Kurz notiert:
    Im Herbst des Barock:
    Eichstätts Kultur, Kunst und Handwerk des 18. Jahrhunderts
    bis 31. Oktober 2023
    Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt
    Residenzplatz 7
    85072 Eichstätt
    Tel. 08421/50-742
    dioezesanmuseum@bistum-eichstaett.de
    www.dioezesanmuseum-eichstaett.de

    Anzeige