Dass man „gut miteinander kann“, haben das Ingolstädter Stadttheater und das Staatstheater Augsburg bereits mit der Produktion „Orfeo ed Euridice“ bewiesen. Nun ist man mit „Ein Flanellnachthemd“ noch enger zusammengerückt und hat das Thema virtuelles Theater, das in der Opernproduktion bereits einen besonderen Platz einnahm, weiter ausgespielt. Die eigentliche Aufführung des Stücks von Leonora Carrington ist komplett in die digitale Welt gewandert und kann als Augmented-Reality Erfahrung per Smartphone abgerufen werden.
„Das ist alles ein bisschen aufregend,“ betonte Knut Weber, Intendant des Ingolstädter Stadttheaters, bei der Premierenveranstaltung zu „Ein Flanellnachthemd“ im Blauen Salon des Stadttheaters. Mit der Sparte X habe man an seinem Haus eine neue Kunstform geschaffen und diese ist nun auch die besondere Kooperation mit den Augsburgern eingegangen. Analoge und virtuelle Kunst treffen in diesem Projekt aufeinander, wie Tina Lorenz vom Staatstheater Augsburg erläuterte. So sind die Schauspieler und Schauspielerinnen (drei aus Ingolstadt, drei aus Augsburg) real, ebenso die Kostüme, die in Ingolstadt hergestellt wurden.
Die Bühnenbilder allerdings sind komplett in einer virtuellen Werkstatt „gebaut“ und „gestrichen“ worden. Schließlich wurden die einzelnen Szenen (sechs an der Zahl) in Augsburg vor Greenscreens gedreht – eine neue Erfahrung für Sebastian Kremkow (Nud, ein Reisender), Andrej Kaminsky (Arawn, ein Kind), Ingrid Cannonier (Dwyn, seine Mutter), Gerald Fiedler (Leiche, sein Vater), Manuela Brugger (Prisni, ein Hausmädchen) und Kai Windhövel (Gestalt mit drei Händen).
Keine App nötig
„Wer einen QR-Code scannen kann, der kann diese Produktion erleben,“ betonte Projektleiterin Tina Lorenz und meinte: „Sie haben die Hardware schon in der Hosentasche!“ Der Download einer App ist bei diesem Augmented-Reality Projekt nicht erforderlich. Mit dem Smartphone gelangt man über jeden gängigen QR-Code Reader auf die entsprechende Seite und damit in einen Raum des Gebäudes, in dem der Einakter von Leonora Carrington spielt. Im Badezimmer, im Laden oder in der Mansarde zum Beispiel. Der QR-Code ist auf Plakaten zu finden, die zum Beispiel an Bushaltestellen in Ingolstadt auftauchen. „Es spielt keine Rolle, in welcher Reihenfolge man die Plakate scannt,“ so Lorenz. Und wer lieber auf das heimische WLAN vertraut, kann die Plakate auch in Form Postkarten mit nach Hause nehmen und dort Theater erleben. (ma)
Die Story
Im Mittelpunkt des surrealistischen Geschehens steht ein junger Mann namens Nud, der vergeblich versucht, von der strickenden Dwyn ein Flanellnachthemd zu kaufen, während eine dreihändige Schattengestalt den Küchentisch in Brand steckt. In Gesellschaft eines als Schwan verkleideten Wesens wirft das Kind Arawn im Stockwerk darüber Pfeile auf eine Schneiderpuppe und in der Dachmansarde wiegt sich ein echter schwarzer Schwan im Rhythmus der Küchenuhr. Gleichzeitig tagt im Keller eine gespenstische Festgesellschaft – gekleidet in Flanellnachthemden.
Ein Flanellnachthemd | Einakter von Leonora Carrington
Augmented Reality-Erfahrung
Regie: Lukas Joshua Baueregger
Bühne und Kostüm: Amelie Seeger
Raummodellierung und Programmierung: Benjamin Seuffert
Musik: Stefan Leibold
Projektleitung: Tina Lorenz
Dramaturgie: Agnes Szedlak
Theatervermittlung: Lena Hilberger
Ab sofort verfügbar über Plakate im Stadtgebiet Ingolstadt (oder als Postkarten an der Theaterkasse, an Auslegestellen in der Stadt oder per Mailbestellung an info@theater.ingolstadt.de)
Infos auch unter theater.ingolstadt.de