Wie sich Reisen verändert hat und verändern wird

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    „Reisen und touristische Verhaltensweisen sind ein Spiegelbild von Gesellschaft, und wenn Gesellschaft teils fundamentalen Transformationsprozessen unterliegt, ist das folgerichtig auch mit dem Reisen so“, sagt Prof. Dr. Harald Pechlaner, dessen Lehrstuhl sein 20-jähriges Bestehen mit einem Symposium am 21. und 22. September feiert. Dabei stehen grundlegende Entwicklungen des Tourismus im Mittelpunkt, die Pechlaner mit seinem Team seit nunmehr zwei Jahrzehnten begleitet und eigene Impulse setzt.

    Gegründet als Stiftungsprofessur aus der Region für die Region hat sich Pechlaner schnell sowohl national als auch international etabliert. Als früherer Leiter der Abteilung Fremdenverkehr des Landes Südtirol wurde ihm deutlich, dass „Tourismus eine angewandte Wissenschaft ist. Theorie und Praxis können nicht ohne einander“. Ein Credo Pechlaners besteht in der Vernetzung von Städten und Regionen, weil Gäste nicht in Landkreisgrenzen denken. „Der Naturpark Altmühltal ist hier im bundesweiten Vergleich noch eine löbliche Ausnahme, an dem gleich sieben Landkreise beteiligt sind“, so Pechlaner. Rückblickend habe sich das Verständnis von Tourismus in den vergangene 20 Jahren grundlegend verändert, zumal es sich nicht um eine trennscharf abzugrenzende Branche handele: „Früher wurde Tourismus aus der Perspektive von Wirtschaft und Geographie diskutiert, nun treten gesellschaftswissenschaftliche und gesellschaftspolitische Fragen in den Vordergrund – etwa im Hinblick auf die Akzeptanz von Tourismus in der Bevölkerung von Destinationen. Heute verbindet man in der Betrachtung Alltagsräume mit Urlaubsräumen.“ Wer es heute versäume, die Gesellschaft gewissermaßen auf die Reise mitzunehmen, werde Tourismus in einer Region nicht etablieren können.

    Im Nachgang zur Pandemie hätten Raum und Zeit im Reiseverhalten an Wert gewonnen, auch wenn der Wunsch groß war, wieder wie gewohnt zu reisen. Einerseits suchten Menschen nach Ablenkung von Krisen, andererseits sei der Wunsch größer geworden, bewusst zu reisen. Im Hinblick auf den Fachkräftemangel in der Branche habe diese es versäumt, schon vor der Pandemie Modelle zu entwickeln, die nicht nur auf Kostenoptimierung ausgerichtet gewesen sind und etwa einem Bedürfnis nach geregelten Arbeitszeiten gerecht wurden. Die Mitarbeitenden würden erst als Reaktion auf die Krise hofiert. Nun gelte es, diese Kehrtwende glaubwürdig weiter zu verfolgen.

    Künftige Fach- und Führungskräfte benötigen laut Pechlaner ein Verständnis dafür, dass Tourismus nicht nur eine ökonomische Branche, sondern ein Gesellschaftsphänomen ist. „Dafür sind auch fachübergreifend Kompetenzen aus Soziologie, Geographie oder Psychologie nötig. Das bündeln wir zum Beispiel in unserem neuen digitalen Masterstudiengang ,Transformation und nachhaltige Lebensraumentwicklung – Tourismus neu gestalten‘“, erläutert Pechlaner. „Es gilt künftig, die Erlebnisqualität der Gäste mit der Lebensqualität der Einheimischen zu verbinden“.

    Vor diesem Hintergrund plädiert Pechlaner auch als wissenschaftlicher Leiter des „Kompetenzzentrums Tourismus“ des Bundes dafür, Tourismuspolitik nicht nur als Wirtschaftspolitik zu betreiben. „Wenn Tourismus richtig verstanden wird, hat er eine integrative Kraft über verschiedene Ressorts hinweg – von der Umwelt- und Klimapolitik über die Kulturpolitik bis hin zu Sozialpolitik.

    Tagung „Transformation ist eine Haltung! Zur Veränderung des Reisens: Perspektiven der Gestaltung von Orten und Räumen“ (21.-22. September 2023)

    Eine Vielzahl von Krisen wie die Demographie- oder die Klimakrise führt teilweise zu großen Veränderungen in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Wissenschaft. Digitalisierung und Ökologisierung sind weitere zentrale Triebkräfte, die gesellschaftliche Konflikte hervorrufen, Gewohnheiten und Lebensweisen, aber auch Macht- und Herrschaftsverhältnisse in Frage stellen. Die Klimakrise und die Nachhaltigkeitsziele erfordern ein Überdenken von Fragen zu Wachstum und Wohlstand. Breite Gesellschaftsschichten suchen Ablenkung und Zerstreuung, gerade in Krisenzeiten. Der Tourismus boomt (wieder) weltweit. Was passiert mit den Orten und Räumen, vielfach Ziel der Reise? So wie Wirtschafts- und Politiksysteme nach Resilienz, also Krisenfestigkeit und Zukunftsfähigkeit suchen, ringen Standorte, Regionen und Destinationen um ihre Zukunft, um für die Menschen und Gäste attraktiv zu bleiben. Inwiefern verändert die sozial-ökologische Transformation den Tourismus, aber auch die Orte und Räume des Wirtschaftens, sowie der Alltags- und Urlaubswelt?

    Am 21. September in Eichstätt (Marktplatz 7, Foyer) geht es um das Phänomen Tourismus und seine Zukunft, am 22. September in Ingolstadt (Digitales Gründerzentrum brigk, Trafohaus, Schlosslände 26, Ingolstadt) geht es um die Frage der Veränderungsfähigkeit von Standorten und Destinationen.

    Ausführliche Informationen zu Programm und Anmeldung unter www.ku.de/tourismus. (upd)

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