So etwas hatte Ingolstadt noch nicht gesehen. Bunt und festlich gekleidete Damen mit Blumenschmuck auf dem Kopf, aber Totenkopf-Schminke im Gesicht, sind durch Ende Oktober 2022 durch die Ingolstädter Innenstadt gezogen. Begleitet wurden sie von Herren in Anzügen oder Skelett-Kostümen, dazu spielte eine Mariachi Band. Der Día de Muertos war in Ingolstadt angekommen, ein Brauch, der aus Mexiko stammt und nun auch die Region erreicht hat. Die Resonanz auf den ersten Umzug zum Tag der Toten, der von der Asociación Latinoamericana en Ingolstadt e.V. organisiert wird, war enorm und die Reaktionen durchweg begeistert: „Wir freuen uns, unsere Kultur mit den Ingolstädtern teilen zu können und zum kulturellen Leben beizutragen,“ erklärt Araceli Mendez Otero, stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Und mit dem Umzug (gefeiert wird an vielen Orten mit mexikanischen Einwohnern) haben sie der Stadt gleich ein Veranstaltungshighlight „verpasst“, das in Bayern seines gleichen sucht. Das zeigt sich ach darin, dass in diesem Jahr das mexikanische Konsulat zu diesem Anlass eine Vertreterin nach Ingolstadt schicken wird.
Die Feiern zum Día de Muertos finden eigentlich vom 31. Oktober bis zum 2. November statt. Aber in dieser Zeit hierzulande einen fröhlichen Umzug zu veranstalten, halten die Organisatoren für unpassend: „Wir haben Respekt vor der deutschen Kultur und dem Feiertag Allerheiligen,“ erklärt Araceli Mendez Otero. So wurde der 20. Oktober als Veranstaltungstag festgelegt. Der Umzug beginnt um 16 Uhr auf dem Ingolstädter Rathausplatz und führt dann zum Paradeplatz. Um den Zuschauerinnen und Zuschauern genügend Gelegenheit zum Betrachten der bunten Parade zu bieten, wird dreimal getanzt (Rathausplatz, Fußgängerzone, Paradeplatz). Es empfiehlt sich also, nicht nur den Rathausplatz anzusteuern. Natürlich ist auch Mariachi Musik dabei, die laut Araceli Mendez Otero gerade bei den Deutschen sehr beliebt ist. Überhaupt würden sich sehr viele Menschen für dieses mexikanische Fest interessieren.
Das ist kein Halloween!
Der Día de Muertos ist ein mexikanischer Brauch. Seine Ursprünge liegen in der Zeit vor der Ankunft der Europäer. Mit der christlichen Evangelisierung haben sich katholischer Glaube und indigene Bräuche vermischt. Zum Tag der Toten sollen die Seelen der Verstorbenen wieder zurückkehren, weshalb die Gräber geschmückt und Altäre errichtet werden. „Wir feiern die Person und danken für das Leben der Verstorbenen,“ betont Araceli Mendez Otero, die aus dem mexikanischen San Luis Potosí stammt. Dieser fröhliche Charakter des Totengedenkens ist so ganz anders als die Trauerkultur im christlichen Europa und macht auch einen Teil der Faszination aus. Dazu kommt die Figur der „Catrina“. Sie geht auf den mexikanischen Künstler José Guadalupe Posada zurück und zeigt ein weibliches Skelett, das vornehme Kleidung trägt. Was als Satire gedacht war, wurde zum Markenzeichen des Toten-Festes und das „Catrina-Kostüm“ gehört zum Día de Muertos einfach dazu. Dafür sorgte nicht zuletzt Diego Rivera, der Ehemann von Frida Kahlo, als er La Catrina in eines seiner berühmten Gemälde aufnahm. Und mit dem James Bond Film „Spectre“, für den eine Parade zum Tag der Toten in Mexiko Stadt erfunden wurde, die es bis dahin so nicht gab (jetzt aber schon), ist der Día de Muertos weltweit bekannt geworden. Dabei ist eines ganz wichtig: „Das ist kein Halloween und keine Horrorshow, sondern ein buntes Fest!“ stellt Araceli Mendez Otero. Draculakostüme oder ähnliches haben beim Tag der Toten nichts verloren. (ma)
Kurz notiert:
Día de Muertos
20. Oktober 2023
Umzug ab 16 Uhr
Start: Rathausplatz
Ziel: Paradeplatz
Feier 18.30 Uhr
Auwaldseegaststätte
Tickets: www.ticket-regional.de
Fotoausstellung
20. Oktober – 3. November
Galerie Alte Post
Film „Coco- lebendiger als das Leben“
21. bis 28. Oktober
täglich um 15 Uhr
Audi Programmkino
Audi Forum Ingolstadt
Asociación Latinoamericana en Ingolstadt e.V.
www.lat-in.de